FAQs zur Petition
Mit diesem FAQ wollen wir ein paar Infos zur Petition "Soja grillt Zukunft" bereitstellen und Zusammenhänge erklären. Wir sind im Aufbau und ergänzen nach und nach weitere Fragen. Wenn dich was besonders brennend interessiert, dann schreib uns gern eine Mail an tropenwald@robinwood.de. Weiterführende Infos gibt es auch auf der Kampagnenseite "Soja grillt Zukunft".
Was ist industrielle Tierproduktion und warum braucht es dafür Soja?
Über viele Jahre konzentrierte sich die Tierhaltung in Deutschland enorm. Höfe sahen sich gezwungen, günstiger zu produzieren, investierten in automatische Fütterungsanlagen, größere Ställe, importiertes, günstiges Kraftfutter.
Auch die Züchtung setzte voll auf „Leistung“ – auf Tiere, die noch schneller noch mehr Fleisch ansetzen können, auf Kühe, die noch mehr Milch pro Tag geben und auf Hühner, die maximal viele Eier legen.
Der Preis dafür ist hoch: Viele kleinere Höfe mussten aufgeben, weil sie mit den Produktionskosten der größeren nicht mithalten konnten. Viele Tiere leiden an ihrer hochgezüchteten Genetik, die ihre Körper zwingt, so schnell zu wachsen oder so viel zu produzieren, dass Bewegungsapparat oder Euter nicht mithalten können. Eine Hochleistungsmilchkuh, die bis zu 12.000 Liter Milch pro Jahr gibt, würde auf einer saftigen Weide verhungern. Sie braucht stark eiweißhaltiges Kraftfutter zusätzlich. Ebenso die Turbohühner und -schweine.
Was ist die Vision? Wohin soll das eigentlich führen?
Wir brauchen eine Tierhaltungs- und Ernährungswende. Das heißt: viel weniger Tiere in den Ställen und auf den Tellern. Regional und möglichst ökologisch angebaute Lebensmittel zu fairen Preisen stehen dabei im Zentrum.
Wir brauchen auch keine Importe von (billigem) Fleisch, denn der Konsum tierischer Produkte muss sinken, zu Gunsten menschlicher Gesundheit und für die Zukunft des Planeten.
Rohstoffe und Lebensmittel, die wir importieren, werden in Zukunft legal angebaut oder produziert, Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen können sicher ausgeschlossen werden.
Tierhaltungs- und Ernährungswende braucht den gesamtgesellschaftlichen Willen zur Veränderung. Höfe brauchen faire Preise sowie Verarbeitungs- und Handelsstrukturen.
Was bitte ist das Gesetz gegen globale Entwaldung?
Das Gesetz gegen globale Entwaldung ist eine EU-Verordnung, die sich dem Problem der Zerstörung von Wäldern aufgrund der voranschreitenden Ausdehnung landwirtschaftlicher Flächen annimmt. Einige Rohstoffe (und weiterverarbeitete Produkte) bergen ein besonders hohes Risiko, dass sie auf kürzlich entwaldeten Flächen angebaut wurden – und auf diese zielt das Gesetz ab: Soja, Rindfleisch und Leder, Palmöl, Kaffee und Kakao, Kautschuk und Reifen – und Holz. Mit diesen Produkten „importiert“ die EU extrem viel Entwaldung, ihr Waldfußabdruck liegt auf Platz 2 – nur Chinas Fußabdruck ist noch größer.
Was sind eigentlich Hülsenfrüchte?
Wir alle kennen Hülsenfrüchte oder Leguminosen auf dem Teller: Erbsen, Bohnen, Linsen, Kichererbsen und Soja gehören dazu. Sie alle haben einen hohen Eiweißgehalt und können sehr lecker zubereitet werden – vom Falafel bis zur guten alten Linsensuppe. Zuckererbsen oder Chili sin Carne sind weitere beliebte Spezialitäten.
Zu den Leguminosen zählen aber auch Weißklee, Rotklee und Luzerne. Sie werden auch feinsamige Leguminosen genannt, weil ihre Samen viel kleiner sind als die oben genannten Leguminosen. Sie sind auch tolle Eiweißlieferanten und können Weidetiere ebenso sättigen wie Tiere im Stall. Hülsenfrüchtler oder Leguminosen sind ganz besondere Pflanzen: Sie können eine Symbiose mit Bodenbakterien eingehen und binden dann mit ihrer Hilfe in ihren Wurzelknöllchen Stickstoff aus der Luft und verwandeln ihn in Dünger für sich und ihre Nachbarpflanzen. Klasse, das hilft (Kunst)Dünger einzusparen.
Soja ist in Sachen Eiweißgehalt die Königin der Leguminosen. Sie ist unerreicht. Ein Glück und ein Problem. Denn weil Soja aus einem Küken so schnell einen stattlichen Broiler machen kann, weil Soja im Futter der Milchkuh die tägliche Milchleistung so deutlich steigern kann und Schweine sehr schnell viel Muskelfleisch ansetzen lässt, ist sie weltweit extrem begehrt. Obwohl Soja auch in Europa wächst, ist die sonnenverwöhnte Sojabohne aus Südamerika mit Abstand am meisten gefragt. Billig, weil aus Massenproduktion und hochwertig, weil ihre Eiweißzusammensetzung noch etwas günstiger ist als die ihrer weiter im Norden herangewachsenen Schwestern.
Gibt‘s einen aktuellen Anlass, warum ihr die Petition jetzt startet?
Das Gesetz gegen globale Entwaldung (EUDR) ist schon letztes Jahr in Kraft getreten. Die Umsetzungsfrist endet jedoch Ende dieses Jahres. Und das bedeutet, dass wir mittendrin sind im Endspurt. Die EU muss Infrastruktur und Informationen liefern, die Mitgliedstaaten müssen das Gesetz in ihre Rechtssysteme integrieren, Behörden müssen mit Ressourcen und Personal ausgestattet werden, so dass sie auch Kontrollen durchführen können... Und während Brüssel und Berlin sehr spät dran sind, machen einige Politiker*innen und Unternehmensverbände Stimmung gegen das Gesetz. Wollen es nochmal zur Diskussion öffnen, die Fristen verlängern, den Start verzögern. Doch das wäre katastrophal, denn wir müssen die Zerstörung beenden und dürfen die Chance, die dieses Gesetz birgt, nicht aus dem Augen verlieren!
Die Eiweißpflanzenstrategie gilt in Deutschland seit 2013. Sie funktioniert – aber nicht gut. Denn es wird immer offensichtlicher, dass es keine gute Idee ist, so viel Soja zu importieren. Zugleich ist es für die Höfe, die Soja, Erbsen, Linsen oder Bohnen anbauen, richtig schwierig, die richtigen Vermarktungsstrukturen zu finden und faire Preise durchzusetzen. Die Ampel-Koalition hat sich eigentlich vorgenommen, das Problem anzugehen. Sie hat auch Fördergeld bereitgestellt und den Fokus etwas vom Tierfutter weg auf Sojapflanzen für den menschlichen Verzehr verschoben. Aber noch fehlt es hinten und vorne. Derzeit finden „Stakeholder-Anhörungen“ statt und das Thünen-Institut erarbeitet Handlungsvorschläge.
Wir sind davon überzeugt: Jetzt mehr Öffentlichkeit zu schaffen, hilft den Höfen, die leckeren Hülsenfrüchte auf die Teller zu bringen – und damit sehr konkret den Import zu reduzieren, Landrechtskonflikte mit lokalen und indigenen Gemeinschaften zu beenden und Artenvielfalt und Klima gut zu tun.
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