
Gegen ein „White-Washing“ des Begriffs der Klimagerechtigkeit
Für unsere Diskussionsveranstaltung „Klimapolitik in Zeiten des Rechtsrucks“ im Februar 2025 in Hamburg haben wir Kontakt aufgenommen zu Azul Lebrija Castillo und Winta P. von BIPoC for Future Deutschland. Im Anschluss an die Veranstaltung baten wir sie um einen Gastbeitrag für den ROBIN WOOD-Blog, um die Arbeit von BIPoC For Future vorzustellen.
„Wir als BIPoC For Future* (Black, Indigenous, People of Color) klagen die rassistischen Zustände in der deutschen Klimabewegung sowie in der deutschen Mehrheitsgesellschaft an. Als Produkt einer rassistisch sozialisierten Gesellschaft – und somit einer Klimabewegung, die Klimaschutz weiterhin aus einer eurozentrischen Perspektive betrachtet – entstand unser Kollektiv aus der Notwendigkeit heraus, anti-rassistische und de-koloniale Perspektiven zu zentrieren sowie auf interne Missstände aufmerksam zu machen.
Wir weisen darauf hin, dass Klimagerechtigkeit in der weißen deutschen Bewegung häufig auf Klimaschutz und Generationengerechtigkeit reduziert wird. Dies ist das Ergebnis eines „White-Washings“ des radikalen Begriffs der Klimagerechtigkeit.
Unsere Bewegung versteht Klimagerechtigkeit als Kampf gegen die globale Ausbeutung von Mensch und Natur durch den Kolonialismus und Kapitalismus, als Kampf gegen autoritäre Regime und gegen die geopolitische Asymmetrie der Klimakrise. Auch deshalb waren wir am 14. Februar 2025 in Hamburg als antikolonialer und antifaschistischer Block mit anderen Unterstützer*innen bei der Fridays For Future-Demo. Zudem wurden in Berlin und Buchholz Reden gehalten.
Wir sind Teil der internationalistischen Klimagerechtigkeitsbewegung und sehen uns in der Verantwortung, als Kollektiv für soziale Gerechtigkeit überall zu kämpfen: vom Kongo über den Sudan und Palästina bis zu unserer eigenen Haustür. Deshalb stellen wir uns gegen jeden Krieg, jeden Völkermord, gegen ökologische Zerstörung und gegen Faschismus.
In den letzten Monaten beobachten wir den Zuwachs der rechtsextremistischen Partei „AfD" in Parlamenten deutschlandweit. Nach der Veröffentlichung der Correctiv-Recherche sahen wir die Reaktionen auf den Straßen: Tausende Menschen demonstrierten in Deutschland „gegen Rechts“ und unter dem Motto „Wir sind die Brandmauer!“ Auch Politiker*innen der demokratischen Parteien hielten Reden gegen Rechts auf den Protesten. Dabei sind es auch Parteien wie die SPD, die sofortige Abschiebungen und eine Begrenzung der Zuwanderung fordern.
Der Rechtsruck zeigt sich auch in der Einschränkung unserer Protestfreiheit. Immer wieder werden Klimaaktivist*innen kriminalisiert und als Terrorrist*innen diffamiert. Wir erleben bei Demonstrationen einen Zuwachs von Polizeigewalt in Form von Schmerzgriffen, Pfefferspray und Präventivhaft.
Innerhalb von Parteien wie SPD, Grüne und FDP finden sich Forderungen, die rassistische Narrative reproduzieren. Mitglieder der SPD wie Kazım Abacı fordern eine Arbeitspflicht für Geflüchtete. Der Wert von Migrant*innen darf nicht an ihrem Nutzen gemessen werden. Migrant*innen sind Menschen, Menschen die ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit verdient haben. Denn Freiheit ist wertlos, wenn sie nicht für alle gilt.
Der Faschismus steht vor unserer Tür und wir lassen ihn herein. Immer deutlicher wird, dass er nie vollständig aufgearbeitet wurde. Die weiteren Opfer des deutschen Nationalsozialismus – queere Menschen, Schwarze Menschen, Sinti*zze und Rom*nja sowie viele andere – bleiben oft namenlos im Hintergrund, ihre Geschichten bleiben oft unerzählt.
Deutschlands erster Völkermord war nicht innerhalb unserer Landesgrenzen, sondern in Namibia, wo die Herero und Nama massakriert wurden. All diese Geschichten zeigen uns, wie wir den Faschismus verhindern können. Sie markieren, wie wichtig es ist, für die Menschen, die dieses Leid durchleben mussten, einzustehen und sie dabei zu unterstützen, unseren Heimatplaneten instand zu halten. Deshalb fordern wir euch auf: Unterstützt die Hinterbliebenen!
Am 19.02.2025 jährt sich das rechtsextremistische Attentat in Hanau zum fünften Mal. In ganz Deutschland gibt es Proteste! Erinnern heißt kämpfen!
„Wir haben die Macht, Veränderungen zu fordern, für eine Zukunft zu kämpfen, in der Klimagerechtigkeit und Menschenrechte nicht nur Ideale, sondern Realitäten sind."(Nicholas, BIPoC for Future Berlin)
Es sieht düster aus und dennoch bleiben wir hoffnungsvoll. Hoffnung kommt jedoch nicht von irgendwo, sondern man muss sich diese erkämpfen. Wir haben Angst um uns, unsere Familien, unsere Freund*innen. Die Zukunft bleibt ungewiss, aber wir werden alles tun, um sie gemeinsam zu verändern."