Porsche-Protest

Hunderte Millionen für Teststreckenausbau

ROBIN WOOD besucht den Bosco d’Arneo in Apulien

13. Januar 2025
Wald
Mobilität
Annika Fuchs
Mobilitätsreferentin bei ROBIN WOOD
Blog

450 Millionen Euro – so teuer soll nach Medienangaben der Ausbau der Porsche-Teststrecke im süditalienischen Apulien werden. Geld, mit dem ein Hubschrauberlandeplatz und weitere Rennstrecken gebaut und 200 Hektar EU-geschützte, wertvolle Naturfläche zerstört werden sollen. Seit Anfang 2024 ist ROBIN WOOD gegen die Ausbaupläne Porsches aktiv. Gemeinsam mit der Initiative Wald statt Asphalt und gefördert durch die Bewegungsstiftung, machen Aktive von ROBIN WOOD immer wieder Wirbel zur Rettung des Waldes.

Die gestartete Petition ist ein weiterer Schritt, um Druck auszuüben. Gerichtet an die neue EU-Kommissarin für Umwelt, Jessika Roswall, appellieren wir damit an die oberste Stelle. Denn die EU ist zuständig für den Schutz von Natura 2000 Flächen und kann damit Druck auf Italien, die Lokalregierung Apuliens und auch Porsche Engineering ausüben. Der aktuell verhängte Rodungsstop, der zum ersten April ausläuft, zeugt von der bisherigen Arbeit der EU-Kommission – und des Engagements von Aktivist*innen. Diese kamen im November zum Start der Petition Eichen schützen – Porsche stoppen! zusammen und benannten den Stuttgarter Porsche-Platz in einer kreativen Aktion zum Bosco d’Arneo-Platz um.

Seit Anfang vergangenen Jahres halten wir engen Kontakt zu unseren italienischen Verbündeten, der lokalen Initiative Custodi del Bosco d’Arneo. Diese Gruppe setzt sich vor Ort für den Walderhalt ein, organisiert Veranstaltungen und Demos vor Ort. Um unsere Unterstützung für die lokalen Kämpfe zu zeigen, besucht Ende Januar eine ROBIN WOOD-Delegation die Initiative und spricht mit Vertreter*innen der Lokalpolitik, Anwohnenden und Landwirt*innen vor Ort.

Der Schutz des Waldes ist aus zwei Richtungen geboten: Erstens ist es aus ökologischer Perspektive relevant, die Steineichen für das lokale Klima, die Biodiversität und die Grundwassersituation vor Ort zu schützen. Zweitens ist es aber auch ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die seit Jahren eine soziale und ökologische Mobilitätswende fordert. Denn es ist der Porsche-Konzern, der diesen Schaden verursacht. Porsche Engineering ist als Investor eine hundert prozentige Tochter der Porsche AG, beides gehört also zum momentan angeschlagenen VW-Konzern. Wir fragen uns aus einer sozial-ökologischen Perspektive: Wie kann es sein, dass aufgrund der Absatzkrise von VW gerade massiv über Werksschließungen und Stellenabbau gesprochen wird, während andernorts teure Investitionen getätigt werden, die ein „Weiter-So“ der Automobilphilosophie propagieren. Müssten Investitionen nicht in die Förderung von kleinen E-Autos fließen? Müsste nicht dafür Geld investiert werden, eine sozial-ökologische Transformation der Automobilindustrie zu realisieren?

450 Millionen Euro sollen Medienberichten nach für das Projekt investiert werden, natürlich unter der Argumentation neu entstehender Arbeitsplätze für die Region. Doch diese dürften vor allem kurzfristiger Natur sein, denn die benötigen Rodungs- und Bauarbeiten werden nach wenigen Monaten abgeschlossen sein. Auf dem Teststreckengelände selbst arbeiten neben wenigen Dienstleistenden vor allem internationale Ingenieur*innen und nicht die lokale Bevölkerung.

Die Investition in eine Teststrecke für neue Geschwindigkeitsrekorde von Luxuskarossen macht eher deutlich, dass sich die Realität der Arbeitnehmer*innen, die von Lohnkürzungen und Zukunftssorgen geprägt ist, stark von dem unterscheidet, wofür Porsche letztlich steht: Für Luxus und Sportwagen für diejenigen, deren Vermögen im Gegensatz zu den meisten immer weiter gestiegen sind. Für den Erhalt des Bosco d’Arneo zu streiten bedeutet daher auch, für soziale Gerechtigkeit einzutreten.

Wir sind uns sicher: Nur durch weiteren zivilgesellschaftlichen Druck wird die EU-Kommission an dem Thema dranbleiben. Deshalb fahren unsere Aktiven nach Apulien. Und deshalb ist es so wichtig, dass Sie das Smartphone oder den Stift zücken und für den Erhalt des Bosco d’Arneo, den wertvollen Steineichenwald inmitten der Natura 2000-Fläche, unterschreiben. Erzählen Sie anderen davon – Sie haben dafür noch bis zum 15. März Zeit. Im März werden wir die Petition in Brüssel übergeben und auch dort zeigen: Der Wald darf nicht für Konzerninteressen geopfert werden!