Internationaler Gasgipfel in Berlin stößt auf breiten Protest
Aktivist*innen fordern Gas-Ausstieg und eine solidarische Energiewende
Trotz der eskalierenden Klimakrise treffen sich ab heute beim „World LNG Summit“ (9.-12.12.2024) im Berliner Luxushotel Adlon Lobbyist*innen fossiler Energiekonzerne wie TotalEnergies, RWE, Shell, EnBW und BP mit der Politik, um ihr Geschäft mit klimaschädlichen Gas weiter auszubauen. Gegen diese elitäre Veranstaltung stellt sich eine breite Umwelt- und Klimagerechtigkeitsbewegung mit einem Gegengipfel, Aktionen des zivilen Ungehorsams sowie einer Demonstration unter dem Motto: „Gaslobby stoppen – Energiewende jetzt!“. Die Demo, die von ROBIN WOOD mit unterstützt wird, startet morgen um 16:30 Uhr auf dem Pariser Platz in Berlin.
Worum geht’s?
Die Bundesregierung setzt – im Widerspruch zu den eigenen Klimazielen – auf den schnellen Ausbau der Gas-Infrastruktur. Auf Grundlage des LNG-Beschleunigungsgesetzes wurden 2022 neun LNG-Terminals an fünf Standorten (Lubmin, Stade, Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Rügen/Mukran) genehmigt. Bislang wurden bereits vier schwimmende LNG-Terminals (LNG: Liquefied Natural Gas, Flüssigerdgas) in Betrieb genommen. Diesen Winter sollen zwei weitere schwimmende Terminals in Stade und Wilhelmshaven und ab 2026 drei landseitige Terminals ebenfalls in Stade, Wilhelmshaven sowie in Brunsbüttel dazu kommen. Dabei sind schon jetzt die bestehenden Terminals nicht ausgelastet, und es gibt Schwierigkeiten, das importierte Flüssiggas zu vermarkten. Diese Überkapazitäten sind fatal für den Klimaschutz. Sie befeuern durch ihre langen Laufzeiten auf Jahrzehnte den Ausstoß von Treibhausgasen und damit die Klimaerwärmung.
Bei LNG-Importen entstehen entlang der langen Lieferkette hohe Methan-Emissionen zusätzlich zu den CO2-Emissionen beim Verfeuern. Das führt dazu, dass LNG klimaschädlicher ist als Kohle.
LNG-Importe ebnen also gerade nicht den Weg zur einer klimafreundlichen Energieversorgung, wie die Gas-Lobby uns glauben machen will, sondern gefährden diese ernsthaft!
Deutschlands Hauptlieferant von LNG sind die USA. Das Gas wird dort ganz überwiegend durch die besonders umwelt- und gesundheitsschädliche Methode des Frackings gewonnen. Besonders zu leiden haben unter den Schäden ohnehin sozial benachteiligte Gesellschaftsschichten. Weil der designierte US-Präsident Donald Trump voll auf fossile Energien setzt, internationale Klimaabkommen über Bord werfen will und Natur- und Artenschutz nur für ein Hindernis hält, drohen zudem weitere herbe Rückschläge für Umwelt- und Klimaschutz.
Deutschland steckt mitten im Wahlkampf. Parteien, die beim Klimaschutz glaubwürdig sein wollen, müssen jetzt darlegen, wie sie eine ökologische Industrietransformation, mehr Energieeffizienz und -einsparung, den Umstieg auf Erneuerbare und eine sozial gerechte Wärmewende umsetzen wollen. Als erste Maßnahmen brauchen wir ein Moratorium für den Bau neuer LNG-Terminals, ein sofortiges Ende der besonders klimaschädlichen und ausbeuterischen Flüssigerdgasimporte und die Zurücknahme des LNG-Beschleunigungsgesetzes.