Logbuch #4: Die MEGA-Aktion
Vorbei an einem Futtermittelwerk, ohne zu agieren? Das liegt uns nicht
Ich stehe am Ufer des Mittellandkanals. Zugegeben - nicht der schönste Ort der Welt. Um mich herum trockenes Gras, überall Industriegebäude. Ich blicke auf einen riesigen weißen Klotz. "MEGA" steht mit großen roten Buchstaben auf der hellen Fassade. Das Gebäude ist ein Futtermittelmischwerk, immer wieder wehen Dampfschwaden über das Gelände.
Es ist 7.50 Uhr morgens, schon jetzt brennt die Julisonne vom Himmel. Es geht los. Auf der anderen Seite des Kanals klettern Menschen auf das Dach des Gebäudes. Klein wie Ameisen sehen sie von hier aus, die sich langsam in einer Reihe ihren Weg nach oben bahnen. Sie verteilen sich auf den verschiedenen Dächern und Plattformen des Gebäudes. Noch hat sie niemand bemerkt. Unter ihnen geht der Betrieb weiter, so als wäre alles wie immer. Das verschafft uns Zeit. Die Kletternden beginnen, die drei roten Banner auszupacken. Nacheinander werden sie entrollt – am Anfang noch vom Wind verdreht und verweht. Dann tun die befestigten Sandsäcke ihren Dienst, die Banner beruhigen sich und hängen endlich gerade nach unten. Wir haben es geschafft!
Unter dem MEGA-Schriftzug steht nun: "Soja", "Profite" und "Raubbau". Wir markieren diesen Ort als das, was er ist: Eine Fabrik, die sich einreiht in die Kette von Entwaldung für den Anbau von Sojabohnen, die dann hier in der Massentierhaltung verfüttert werden. Doch das Aktionsbild ist noch nicht vollständig: Ich höre das Klingeln von Fahrrädern und sehe im nächsten Moment die Fahrradtour von Aktion Agrar unterhalb der Banner. Sie tragen Hühnerkostüme und haben Banner dabei. In diesem Moment taucht auch unser Floß vor mir auf dem Kanal auf. Nun ist alles komplett: Floß, Fahrräder, Banneraktion.