Logbuch #8: ROBINA WALD und die großen Binnenschiffe

05. August 2024
Tropenwald
Krischan, Floß-Crew
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Heute verlassen wir die AUTOSTADT Wolfsburg Richtung Braunschweig
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Wir passieren die imposante Stahl-Eisenbahnbrücke bei Bechtsbüttel
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Die Schleusentore öffnen sich auch für uns
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Montag sind wir früh aufgestanden, um bis 7:30 Uhr gefrühstückt, gepackt und Zelte abgebaut zu haben. Denn für die Radtour mit Aktion Agrar standen zwei interessante Zwischenstopps an: am Vormittag beim Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen und am Nachmittag beim Thünen-Institut für Ländlichen Raum in Braunschweig. Dort stand ein Vortrag auf der Tagesordnung, in dem es um die Entwicklung von Fleischmärkten, Nachfrage nach Fleischersatzprodukten und Zielkonflikte bei einer Transformation des Agrarsystems ging. Da die Radtour sich dann nicht mit der Floßtour kreuzte, fiel die Entscheidung etwas schwer, wo mehr verpasst werden könnte. Nach den gemeinsamen Aufbruch vom Zeltplatz verließen Krischan und Lea die Radtour schon nach ca. 500 Metern und befestigen ihre Fahrräder auf dem Floß, wo Kapitän Alex bereits am Vorbereiten für die nächsten 30 Kilometer nach Braunschweig war.

 

Nach der Hafenausfahrt übernahm Krischan mal das Steuer, so dass Alex andere Dinge erledigen und Kaffee kochen konnte. Ein Werkschützer in einem Auto von VW zeigte uns zwar einen Daumen hoch, fuhr aber beim Stammwerk langsam parallel mit uns mit und wollte uns offenbar nicht aus den Augen verlieren – wir scheinen wohl ein besonders schönes Gefährt zu haben.

Vormittags war es großteils bewölkt und etwas frisch, nachdem wir die Verkehrswendestadt Wolfsburg und Agravis in Fallersleben hinter uns gelassen hatten, war der Gegenwind zeitweise so stark, dass wir die Banner auf dem Floß zusammen falteten, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten und so Energie zu sparen. Immerhin hatten wir nun vier geladene Akkus mit einer Kapazität von je fünf Kilowattstunden an Bord. Für das Aufladen von zwei Akkus mussten wir für die Stromsäule im Hafen mindestens 15 mal 50 Cent-Münzen einwerfen, die wir zuvor in der Gesamtgruppe eingesammelt hatten. 

Fast alle Passant*innen oder auch Arbeitende entlang des Kanals schauten erstaunt zum Floß und winkten meistens oder riefen „Hallo“ verbunden mit der Frage, wo es denn hingehe.

Besonders interessant war die Schleuse. Wir mussten dort eineinhalb Stunden warten, bis wir über Lautsprecher aufgerufen wurden, dass wir nach zwei großen Schiffen reinfahren dürften. Die brauchten dann aber noch lange, bis sie da waren. Über Binnenschifffahrtsfunk hörten wir, dass das eine Schiff 113 Meter lang sei, beim anderen war eine Längenangabe von 56 Meter ablesbar. Ob wir uns dazu wirklich noch rein quetschen können? Ist die Schleuse so riesig?

Bei der Einfahrt wurde es dann doch etwas hektisch, weil wir am langsamsten hinterher fuhren –außer einem Boot, das ohne Wartezeit direkt reinfahren durfte – und die Einfahrt doch eng schien. Wegen unseres Beiboots konnten wir die ROBINA WALD nicht auf der Steuerseite an den Schwimmpollern befestigen, an Backboardseite hingegen hatten scheinbar andere Boote alle Plätze belegt. Als wir per Funk ankündigten, dass wir deshalb noch vor dem Tor wenden müssten, hieß es, wir könnten ja stattdessen ein Boot fragen, ob wir uns an dieses anbinden dürften. Wir fragten dann ein niederländisches Boot, dessen zweiköpfige Besatzung uns freundlicherweise beim Anbinden half. So konnte wir uns auch mit den temporären Nachbarn freundlich unterhalten über unsere jeweiligen Reiserouten sowie unsere Beweggründe, die bei kurzen wie längeren Gesprächen immer wieder auf Zustimmung stießen.

Als die Schleuse dann bis zum Oberwasser gefüllt war, konnten wir die Eisenbahnbrücke, unter der wir kurz vor der Schleuse drunter hergefahren waren, nun von oben sehen. Das Schiff vor uns verursachte heftige Strömungen, die noch lange nach dessen Ausfahrt zu spüren waren.

Kurz nach der Schleuse legten wir an, damit Lea mit ihrem Fahrrad noch zur Radreisegruppe von „Aktion Agrar“ ca. 20km fahren konnte. Sie wollte den Vortrag im Thünen-Institut nicht verpassen. 

Sehr spannend war auch die Überholung eines großen und breiten Schiffs. Bis sich das Schiff näherte, war noch genug Zeit, um spaßeshalber zu fragen, was wäre, wenn von vorne um die Ecke nun auch ein weiteres großes Schiff entgegen kommen würde und die beiden genau neben uns passieren? Hätten wir uns das bloß nicht gefragt!! Denn genau so kam es dann: Das entgegenkommende Schiff war nicht ganz so breit, aber genauso weit weg. Etwas nervös werdend drosselten wir die Geschwindigkeit deutlich und fuhren so nah wie möglich an den Rand. Natürlich hat es gepasst, aber es schwankte ordentlich und auch die Kapitänin des großen Schiffes schaute über die Reeling gebeugt mit Funkgerät in der Hand nach uns.

Glücklicherweise nahm noch ein Freund aus Braunschweig von Krischan die Gelegenheit wahr, um uns für die letzten eineinhalb Stunden zu begleiten. So ergab sich ein fröhliches Wiedersehen nach ca. zehn Jahren direkt auf den Floß, und es stellte sich heraus, dass der Freund auch einen Bootsführerschein hat, was beim Anlegen im Hafen hilfreich war.

Am Abend kamen weitere Mitstreiter_innen angereist, zum Übernachten auf den Floß oder zum Unterhalten und Unterstützen beim Messen der Wasserwerte von Proben, die wir zwischen dem Hafen Braunschweig und den Motorbootclub genommen hatten.

Die Nacht war vom Wetter her angenehm zum Schlafen auf den Floß. Insgesamt ein sehr schöner Tag!