[Logbuch Tag 7] Kein Kaffee, weil Wellen
Der Donnerstag begann in Werder an der Havel mit dezentem Sonnenschein. An der Steganlage festgemacht wurde gefrühstückt und der Tag vorbesprochen. Doch bevor es losging, ließen sich die Menschen auf der ROBINA WALD von dem in der Nähe liegenden Solarboot XX inspieren. Der freundliche Besitzer des Hausbootes zeigte sein Hausboot gerne und das war äußerst spannend, denn das komplette Boot wurde über die auf dem Dach als Reling montierten Solarmodule betrieben: Antrieb, Kochgelegenheit und Heizung mit eingeschlossen. Ein sehr gemütliches kleines Haus auf Wasserhöhe. Der Mensch, der das Boot gebaut hat und darin nun lebt, wollte uns ein Stück begleiten, musste jedoch aufgrund einer brütenden Ente auf dem Dach davon letztendlich Abstand nehmen. So blieb es bei einer Besichtigung und wir ließen uns inspieren für das nächste Floß, denn das muss unbedingt einen Solarmotor bekommen. Dieser ist auf der ROBINA WALD aber nicht möglich, denn die großen Batterien erfordern eine andere statische Konstruktion und anders gelagerte Schwimmkörper. Und der Umbau ist bei dem derzeitigen Floß leider nicht möglich. So schauen wir uns wissbegierig die uns begegnenden Elektroboote an.
Nach dem Start mit dem Floß hatten wir harten Gegenwind. Wir unterquerten eine Autobahn und freuten uns, dass wir nicht in dem langen Stau standen. Bei ordentlich Gegenwind und hohen Wellen vorm Bug wurde das Kaffeekochen auf dem Vorschiff eine Herausforderung. Immer wieder wurde der Herd von Gischt und Wellen überspült und wir mussten es letztendlich aufgeben und auf einen warmen Kaffee in den schönen Niederungen der Havel verzichten.
Der Streckenabschnitt zwischen Werder und Ketzin ist ausgesprochen ursprünglich und schön zu fahren. Schade, dass wir so schnell gefahren sind, aber einige Mitfahrende mussten ihren Bus kriegen. Und so haben wir es auch kaum mitbekommen, dass wir eine ehemalige Pilotanlage für unterirdische CO2-Speicherung passiert haben. Diese Technologie wäre irreversibel und die Risiken sind nicht kalkulierbar. Sie könnte aber ein Vorwand sein, nicht aus der Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen auszusteigen.
Das letzte Stück fuhren wir Teile der Crew mit dem Schlauchboot.
In Ketzin an der Havel lagen wir direkt am Anleger, aber außer einigen anderen Booten war dort kaum Publikumsverkehr, so dass wir uns reproduktiven Aufgaben widmen konnten: Streckenplanung, Einkauf, Kochen, Aufräumen.
Am Abend hatten wir dann Eric und Jana von Bürgerbegehren Klimaschutz e.V. zu Gast, die einen Workshop zum Thema Bürgerbegehren und -entscheide gegeben haben. Das politische Instrument von Bürgerbegehren wurde vorgestellt und seine Wirkmächtigkeit anhand vielfältiger Beispiele dargestellt. Denn gerade auf lokaler Ebene ist es ein Instrument, mit dem sich Klimaschutzmaßnahmen stark vorantreiben lassen. Ob Köln, Berlin, Hamburg oder Anderswo: Energie- und Wärmegewinnung können von Menschen durch einen Bürger*innen-Bescheid mitgeprägt werden. Und je konkreter die entschiedene Fragestellung, desto besser kann mensch seine Kommune zu mehr Klimaschutz verpflichten. Es waren sehr spannende Einblicke in die ansonsten doch oftmals als dröge empfundene Kommunalpolitik. Herzlichen Dank den beiden für die Einblicke in die ermutigende Arbeit des BBK.
Am späten Abend fielen dann alle in die Kojen und ließen sich unter einem herrlichen Sternenhimmel und bei kühlem Wind sanft in den Schlaf wiegen.