Symbolische Straßenblockade gegen Luftverschmutzung

Fahrverbote retten Leben / Symbolische Straßenblockade gegen Dreckluft am Neckartor in Stuttgart

21. November 2016
Mobilität
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Wolfgang Rüter
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Marlyse Kernwein-Janzer
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Sofortige Fahrverbote bei Überschreitung der zulässigen Grenzwerte für Feinstaub in der Luft fordern Aktive der Stuttgarter Regionalgruppe von ROBIN WOOD. Sie haben deshalb heute Nachmittag am Neckartor in Stuttgart mit großen, aufblasbaren „Pflastersteinen“ mehrere Fahrbahnen auf der B14 dicht gemacht. Die symbolische Straßenbarrikade „Fahrverbote selber machen“ will darauf hinweisen, dass zehn Jahre Grenzwertüberschreitung bei Feinstaub und Stickoxiden genug sind und die organisierte Verantwortungslosigkeit von Politik und Verwaltung jetzt beendet werden muss. Mit der Aktion unterstützen die UmweltschützerInnen die heutige Demonstration für giftfreie Atemluft der Bürgerinitiative Neckartor.

„Feinstaub und Stickoxide aus Auspuffrohren belasten die Luft. Das schadet schon vor dem ersten Atemzug und senkt nachweislich das Geburtsgewicht. Auch das Risiko von Kleinkindern, im ersten Lebensjahr eine Sensibilisierung auf häufige Alltagsallergene zu entwickeln, steigt mit der Stickoxidbelastung der Außenluft. Damit erhöht sich das Risiko, dass die Kinder später u.a. an Neurodermitis, Heuschnupfen oder Asthma erkranken“, sagt die Ärztin Dr. Angelika Linckh, die bei ROBIN WOOD aktiv ist.

In Stuttgart ist die Lage besonders dramatisch: An der Luftmessstation Neckartor werden seit Beginn der Messungen traurige Rekorde an Grenzwertüberschreitungen aufgestellt. Die Straßen in der Stadt sind auf etlichen Kilometern – stärker als die viel zu hoch festgesetzten Grenzwerte erlauben – mit Feinstaub und Stickoxid belastet. Stuttgart 21 verschärft das Problem durch die Dauerbaustelle im Herzen der Stadt.

Der Verkehrsminister von Baden-Württemberg Winfried Hermann (Grüne) hat für 2017 Fahrverbote wegen zu hoher Feinstaubwerte angekündigt. Der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn, ebenfalls Grüne, ist jedoch gegen die „Verbotskeule“, setzt auf freiwillige Lösungen und handelt „immer unter der Maßgabe: Wir sind eine Autostadt“.

„Wir wollen in keiner Autostadt leben, sondern in einer, in der man saubere Luft atmen kann. Wir blockieren heute unter dem Motto ‚Fahrverbote selber machen‘ symbolisch die Straße am Neckartor, weil die Politiker bisher nichts tun, um die Autolobby auszubremsen und uns vor giftiger Atemluft zu schützen“, sagt Marina Hartmann von ROBIN WOOD.

Aus Sicht von ROBIN WOOD ist ein Gesamtkonzept zur Senkung der Emissionen aller relevanten Schadstoffe im gesamten Ballungsraum Stuttgart notwendig – nicht nur bei austauscharmen Wetterlagen und nicht nur für die Brennpunkte wie das Neckartor in Stuttgart. Dies wird ohne eine grundlegende Verkehrswende mit deutlich weniger Kfz-Verkehr nicht gehen.

E-Autos sind dabei nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Die effektivste Form der E-Mobilität sind nicht hochsubventionierte E-Autos, -LKW und -Busse – sie rollt auf der Schiene. Doch hier baut Stuttgart mit S21 für sehr viel Geld Kapazitäten ab! Statt E-Autos zu fördern, muss Geld in den Ausbau von ÖPNV und Radverkehr investiert werden. Wirklicher Mobilitäts-Fortschritt wäre zum Beispiel, auf der B 14 eine Spur in jeder Richtung für RadlerInnen zu reservieren.

Lieber besser mobil statt noch mehr Verkehr!