Waldnaturschutz ist Epidemien-Prävention!
Corona vs. Klimaschutz Teil 3: Waldnaturschutz bedeutet weniger Infektionen von Tier zu Mensch und mehr gefilterte Atemluft
Wegen der Corona Pandemie steht die Welt kopf. Die Gesundheitssysteme eines großen Teils der Länder der Welt kollabieren, die Wirtschaftssysteme brechen zusammen, die Bildungssysteme stehen still, unsere alltäglichen gesellschaftlichen Routinen funktionieren plötzlich nicht mehr, Zehntausende Menschen verlieren innerhalb kürzester Zeit ihre körperliche Unversehrtheit oder ihr Leben, Freiheitsrechte werden massiv eingeschränkt.
Und mal wieder lässt sich alles darauf zurückführen, dass der Mensch unbelehrbar wirtschaftliche Interessen vor den Erhalt intakter natürlicher Lebensräume stellt.
Stammt Corona vom Pangolin Schuppentier? Oder von einer Fledermaus? Offenbar hat ein Wildtier des Waldes die Krankheit auf den Menschen übertragen. Das ist nahelieged, denn eine große Anzahl aller Erreger, die Epidemien auslösen, stammt von Wildtieren. Die Virologin Sandra Junglen, die an der Berliner Charité Viren erforscht, die noch keinen Kontakt zu Menschen hatten, erklärt diesen Zusammenhang in einem Artikel im Freitag mit pragmatischen Worten: Lebensräume und intakte Ökosysteme werden zerstört, Arten sterben aus und es gibt mehr Tiere einer Art, unter denen sich Infektionskrankheiten besser verbreiten können. Mensch und Tier rücken näher aneinander und die Artengrenze wird von Infektionskrankheiten überschritten. Zunehmend leicht überschritten, möchte ich hinzufügen, denn der Mensch zerstört in immer höherer Geschwindigkeit die ursprüngliche Lebensräume der Tiere und rückt ihnen zugleich immer näher auf die Pelle.
Die Entwaldung unserer Welt - aus Holzhunger, für Monokulturen, intensive Weidewirtschaft und im Zuge der Urbanisierung - verursacht nicht nur Klimaschäden und ein dramatisches Artensterben, Entwaldung führt auch zur Übertragung von neuen Infektionskrankheiten von Tieren auf Menschen und ist damit ursächlich für Epidemien!
Gehen wir einige Beispiele durch:
- Die Fledermäuse Westafrikas leben ursprünglich in Urwäldern, die regelmäßig dezimiert werden für den Anbau von Kakao in Monokulturen. Durch die Zerstörung ihrer Baumhöhlen, suchen sie sich zunehmend Quartiere in urbanisierten Gebieten. Und in einem dieser Gebiete wurden vor einigen Jahren Teile des Genoms des Zaire-Ebola-Stammes von einem Forscher*innenteam im Blut einer Fledermaus gefunden. Obwohl die Forschungsarbeiten noch andauerten, drängten die liberianische Behörden darauf, das Ergebnis zu veröffentlichen, um die Menschen zu warnen und einer Ansteckung frühzeitig vorzubeugen.
- Eine in einem Teil des brasilianischen Amazonas durchgeführte Studie stellte nach einer Entwaldung des Gebietes um vier Prozent innerhalb von drei Jahren einen Anstieg des Malariarisikos um 50 Prozent fest.
- Doch nicht nur in den tropischen Urwäldern erhöht sich die Gefahr der Übertragung von Infektionskrankheiten durch Entwaldung. 2017 war die Verbreitung der Lyme-Borreliose in Nordamerika auf neuem Rekordniveau. Neben der Klimaerwärmung wird der engere Kontakt zwischen Menschen und Überträger-Tierarten, wie Hirschen und Mäusen als Ursache betrachtet. Deren Populationen stiegen im Zuge der Urbanisierung und Land-Umnutzung an.
- Cholera ist ein ursprünglich aus dem Brackwasser der Mangrovenwälder stammendes Bakterium.
Stabile alte Waldökosysteme als Prävention für Epidemien
Ähnlich wie zur Milderung der Klimakrise sind die Wälder der Welt auch echte Tausendsassa bezüglich der Prävention von Epidemien!
Waldnaturschutz ist Artenschutz. In einem artenreichen Ökosystem haben Tiere eigene Lebens- und Jagdräume, regulieren sich die Populationen der Arten untereinander und Krankheiten haben eine entsprechend geringere Übertragungsrate. Doch nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Infektionswege von Tier zu Mensch stellt der Schutz der Natur- und Urwälder der Welt einen relevanten Faktor in der Prävention von Epidemien und Pandemien dar.
Neueste Untersuchungen beschreiben einen Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung mit Feinstaubpartikeln und der Übertragung von Infektionskrankheiten. Das Corona Virus hätte sich aufgrund der starken Feinstaubbelastung in Norditalien in solch einer Geschwindigkeit und Anzahl verbreitet (hier geht's zur Original-Studie).
Was sind effektivere Luftfilter zur Feinstaubprävention als Wälder? Sie sind die einzigen und dabei unglaublichen effektiven natürlichen Filtersysteme der terrestrischen Landesflächen.
Der Zusammenhang zwischen der Verbreitung von Infektionskrankheiten und der Entwaldung unserer Welt ist ein weiteres Mosaikstück, das uns als Weltgesellschaft auffordert, endlich achtsam mit unseren letzten intakten Ökosystemen umzugehen und eine sozial-ökologische Wende einzuleiten. Waldnaturschutz ist Epidemie-Prävention.