Waldpolitik

Neue Regierung muss das Ökosystem Wald stabilisieren!

31. Januar 2025
Wald
Jana Ballenthien
Waldreferentin
Blog

Für die Bewältigung der Biodiversitäts- und Klimakrise ist die zukünftige Legislaturperiode entscheidend. ROBIN WOOD fordert von den demokratischen Parteien klare und glaubwürdige Maßnahmen für einen sozialen und starken Umwelt- und Naturschutz. Eine zukünftige Regierung muss hier neue Maßstäbe setzen können, denn die Zeit drängt.

Auch in der Waldpolitik gibt es großen Handlungsbedarf: Das Erreichen der EU-Klimaziele unsere Wälder ist in immer weitere Ferne gerutscht. Dabei ist der Wald als CO2 Speicher und als Temperaturminderer, als Lebensraum für unzählbare Arten unsere wichtigste terrestrische Fläche im Kampf gegen den Klimawandel und das Artensterben. Gleichzeitig hat der Forstsektor in der laufenden Legislaturperiode jegliche Transformation hin zu einer Waldwirtschaft entlang ökosystemarer Grenzen fundamental abgelehnt. Stattdessen sind die Rufe der forstlichen Lobbyverbände nach einer Herabsetzung der Klimaziele lauter geworden. EU-Vorgaben werden mit offenen Augen ignoriert. So kann es nicht weitergehen! Die Politik muss der Forstlobby in Zukunft klare Grenzen ziehen, statt Lobbyverbänden auch noch öffentliche Gelder zur Verfügung zu stellen und deren Wirkmacht zu stärken.

Die gesetzlichen Missstände sind offenbar:

Das Bundeswaldgesetz ist knapp 50 Jahre alt. Die im letzten Koalitionsvertrag vereinbarte Verabschiedung eines neuen Bundeswaldgesetzes ist nicht realisiert worden. Es gibt keine nationale Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt, ein zeitgemäßes Monitoring der Ökosysteme findet nicht statt, auch ein Durchführungsgesetz zur EU-Wiederherstellungsverordnung, mit dem Ökosysteme für die Zukunft wiederhergestellt und stabilisiert werden sollen, wurde nicht beschlossen.

In unseren Wäldern zeigen sich unter diesen Voraussetzungen und durch die sich zuspitzende Klimakrise die Resultate:

Unsere Wälder sind nicht nur krank, sondern mindestens zwei Millionen Hektar Wald sind bereits abgestorben seit den Dürresommern ab 2018.

ROBIN WOOD fordert von den zukünftigen Regierungsparteien, auf allen Ebenen nachzubessern:

Wir fordern die klare und sichere Zusage, ein starkes neues Bundeswaldgesetz in der nächsten Legislaturperiode zu beschließen.

Kurz vor Ende ihrer Regierungszeit hat die alte Bundesregierung einen Entwurf der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt 2030“ vorgelegt. Die zukünftige Regierung muss zügig einen rechtsverbindlichen Rahmen für diese Strategie schaffen und sich dabei mindestens an internationale Zielvorgaben der EU Verordnung zur Wiederherstellung der Natur und der EU Biodiversitätsstrategie für 2030 halten. Der momentane Entwurf lässt dies in den Bereichen Artenschutz und Wälder nicht erkennen. Eine ambitionierte Ausweisung von Wäldern als Naturwälder – frei von forstlichen Eingriffen – ist unabdingbar für den Erhalt intakter Ökosysteme, die die Grundlage für unser Überleben sind. ROBIN WOOD fordert mindestens 15 Prozent der Waldflächen unter strikten Prozessschutz zu stellen. Die vor knapp 20 Jahren formulierten Ziele vergangener Regierungen sind verfehlt worden und entsprechen nicht mehr den internationalen Vorgaben des Weltnaturabkommens von 2022. Das Wirtschaften in weiteren Schutzgebieten darf zudem Naturschutzziele nicht konterkarieren.

Der Wille, die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) auch in Deutschland zügig umzusetzen, muss Teil eines jeden Wahlprogramms sein. Für all dies braucht es ein konsequentes und breit aufgestelltes Monitoring der Ökosysteme, inklusive eines Waldmonitorings mit lokalen Flächenerkundungen sowie der Erhebung von Fernerkundungsdaten. Der Öffentlichkeit braucht Zugang zu den erhobenen Daten.

Alle ROBIN WOOD-Forderungen zur Waldpolitik dienen dem Erhalt und der Wiederherstellung von intakten Böden und Ökosystemen. Wir brauchen sie zum Schutz der Artenvielfalt, als Maßnahmen gegen die Klimakrise, aber auch zum Erhalt aller anderen Ökosystemfunktionen – man denke an Hochwasserschutz und die Kühlung des lokalen Klimas.

Ein ökonomisches Profitstreben auf Kosten der Wälder ist auszuschließen. Umwelt- und klimaschädlichen Subventionen wie etwa für die Biomasseverbrennung müssen gestrichen werden. Die zukünftigen Regierungsparteien sind aufgerufen, zügig eine nationale Biomassestrategie zu entwickeln, die die industrielle Verbrennung von Energieholz, insbesondere von Waldholz, verhindert. Hierzu ist die zügige Verabschiedung einer ambitionierten Nationalen Biomassestrategie überfällig.

Letztendlich muss die neue Bundesregierung der Tatsache ins Gesicht sehen, dass wir die Holzentnahme aus unseren Wäldern reduzieren müssen, um unsere Ökosysteme zu stabilisieren.