Aktuelle ROBIN WOOD-Studie: Handel tut nichts gegen Wegwerfbecher

14. Juli 2016
Papier
Wald
Pressemitteilung

Wegwerfbecher schaden Wäldern und Klima und vergrößern den Müllberg. Die anbietenden Unternehmen schert das nicht. Das ergibt eine aktuelle Befragung von ROBIN WOOD. Die Umweltorganisation fordert vom Handel, auf Mehrwegbecher umzusteigen.

130 Einwegbecher für Kaffee, Tee, Bier und Limo nutzt statistisch gesehen jeder Verbraucher in Deutschland pro Jahr – eine gigantische Verschwendung! ROBIN WOOD wollte wissen, was der Handel gegen Umweltschäden durch Wegwerfbecher tut und hat neun große Bäckerei-, Fast-Food- und Kaffeehausketten sowie die Deutsche Bahn befragt. Das Ergebnis ist ernüchternd.

Die Mehrheit der Befragten versucht, das Thema totzuschweigen. Sechs der zehn Befragten haben trotz mehrfacher Nachfrage nicht oder nur sehr unzureichend geantwortet. Die Bäckereien Schäfer’s, Kamps, Backwerk und die Fast-Food-Kette Subway reagierten auf ROBIN WOOD-Anfragen gar nicht.

„Über Fairtrade- und Biokaffee reden die Kaffeeketten inzwischen. Welche Müllmenge sie mit ihren Wegwerfbechern produzieren, scheint die meisten dagegen überhaupt nicht zu interessieren. Die Unternehmenspolitik ist hier: Einfach machen, bloß nicht darüber reden“, kommentiert Jannis Pfendtner, Waldreferent von ROBIN WOOD.

Umfassend auf die Fragen von ROBIN WOOD antworteten Tchibo, McDonald’s, Steinecke sowie die Deutsche Bahn. Alle vier Unternehmen füllen Getränke für den Verzehr vor Ort in Tassen ab. Die Deutsche Bahn nutzt Mehrweggeschirr allerdings bisher in ihren Zügen nur in den Bordrestaurants, nicht aber in den Bordbistros. McDonald’s hat nur im McCafé-Bereich Porzellangeschirr und setzt ansonsten weiter auf Pappbecher. Außerdem verweigert McDonald’s die Befüllung mitgebrachter Mehrwegbecher. Bei Tchibo ist dies hingegen möglich. Die Deutsche Bahn will ab 1. August 2016 die Befüllung mitgebrachter Mehrwegbecher erlauben, Steinecke zum Jahreswechsel 2016/17.

ROBIN WOOD fragte außerdem nach der Legalität und Nachhaltigkeit des verwendeten Papiers. Die Bäckerei Steinecke hat nach Eigenangaben vollständig FSC-zertifizierte Papierbecher. McDonald’s und Deutsche Bahn nutzen auch das PEFC-Zertifikat der Forstindustrie, das von Umweltorganisationen wie ROBIN WOOD aufgrund weicher Kriterien und fehlender Kontrollen nicht anerkannt wird. Tchibo hat trotz seiner Mitgliedschaft im FSC für seine Becher bisher noch kein Zertifizierungssystem.

In jedem Fall werden Primärfasern für die Einwegbecher eingesetzt, Altpapier wird mit Verweis auf lebensmittelrechtliche Gründe kaum verwendet. Wegwerfbecher können zudem aufgrund der innenliegenden Kunststoffschicht nur zu einem kleinen Anteil recycelt werden.

„Bäume, die natürlicherweise über Jahrhunderte wachsen, werden für Pappbecher verschwendet, die im Schnitt nach 15 Minuten weggeschmissen werden. Das ist inakzeptabel. Wir brauchen einen sparsamen, intelligenten Umgang mit Papier, um den Raubbau an den Wäldern zu stoppen und mit dem Klimaschutz ernst zu machen“, sagt Pfendtner.

ROBIN WOOD fordert den Handel auf, aus Verantwortung für Mensch und Umwelt den Wegwerf-Trend zu stoppen. In einem ersten Schritt sollten Unternehmen die Befüllung von Mehrwegbechern überall zulassen und dies aktiv – etwa durch Preisnachlässe – unterstützen. Die Wegwerfbecher sollten wenigstens konsequent FSC-zertifiziert und regional produziert werden. ROBIN WOOD erwartet vom Handel Pfandsysteme mit wiederverwendbaren Bechern zu entwickeln, die Wegwerfbecher komplett ersetzen. Klappt dies nicht freiwillig, muss der Gesetzgeber entsprechende Vorgaben machen.

Kontakt:

Jannis Pfendtner, Waldreferent, Tel. 040 / 380 892 11, wald(at)robinwood.de
Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. 040 / 380 892 22, presse(at)robinwood.de  

ROBIN WOOD fordert: "Wegwerfbecher stoppen!"