Aktuelles über den Arneo-Wald in Apulien: Der lokale Protest nimmt Fahrt auf und erhält internationale Unterstützung
Lecce / Italien, 23. Januar 2025 - Die Verteidigung des Steineichenwaldes Bosco d'Arneo in Süditalien steht im Fokus der lokalen Bevölkerung und ist zugleich ein Kampf internationaler Aktivist*innen, die inmitten der Klimakrise auf diese Weise für den Schutz eines bedeutsamen Umwelterbes eintreten.
Unterstützung für die Initiative Custodi del Bosco d’Arneo kommt nicht nur aus ganz Italien, sondern auch aus Deutschland, England, Österreich und sogar Brasilien, darunter auch von indigenen Gemeinschaften, die sich für den Schutz von Gemeingütern einsetzen: Wälder, Wasser, Land, Luft und Saatgut als lebenswichtige Elemente auf unserem Planeten. Während international renommierte Filmemachende nach Salento kommen, um die Geschichte zu dokumentieren und die prominente Petitions-Plattform Avaaz die Kampagne zum Schutz des Bosco d'Arneo symbolisch auszeichnet, schweigen die lokalen und regionalen Institutionen, weigern sich, Protest-Akteur*innen zu treffen und verbreiten allenfalls zweideutige Erklärungen.
Als das Unternehmen Porsche Engineering die Erweiterung des Nardò Technical Centre (NTC) ankündigte, die neun neue Teststrecken, einen Hubschrauberlandeplatz und andere Infrastrukturen umfassen sollte, glaubten viele, dass der Bosco d'Arneo damit verloren sei. Das Gebiet, das durch seinen Status als Natura 2000-Gebiet unter dem besonderen Schutz der Europäischen Union steht, beherbergt einen der letzten intakten, mediterranen Wälder mit jahrhundertealten Eichen und einem wertvollen Ökosystem, das für die lokale Artenvielfalt von entscheidender Bedeutung ist. Dennoch schien das Projekt aufgrund der starken wirtschaftlichen Interessen, die mit der prestigeträchtigen Marke Porsche und dem Automobilsektor verbunden sind, kurz vor einer Genehmigung zu stehen.
Die Intervention der Europäischen Kommission: Ein erster Erfolg
Dank der gemeinsamen Bemühungen lokaler Organisationen wie der Custodi del Bosco d’Arneo und der beiden wichtigen italienischen Umweltverbände Italia Nostra und GRIG wurde die Europäische Kommission auf das Projekt aufmerksam und äußerte Bedenken wegen seiner negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Die Kommission erklärte, dass die von Porsche vorgebrachte Begründung des Projekts, die sich auf die öffentlichen Gesundheit und Sicherheit stützte, als Rechtfertigung für das Projekt nicht ausreichte.
Nach der Intervention der Europäischen Kommission setzte die Region Apulien den Plan von April bis Oktober 2024 aus und verlängerte die Aussetzung anschließend bis März 2025.
Diese Aussetzung markierte einen Wendepunkt, der den Kampf von einer lokalen auf eine Ebene hob, die europäische und internationale Umweltbewegungen miteinander verbindet. Dadurch ergab sich auch die Gelegenheit, weitergehende Anliegen wie Landverbrauch, Erhaltung der biologischen Vielfalt, Schutz der Ökosysteme und Abschwächung des Klimawandels auf globaler Ebene zu reflektieren und sich gegen Greenwashing-Narrative zu wehren.
Ein planetarischer Kampf
Der Fall Bosco d'Arneo hat die Aufmerksamkeit von Aktivist*innen und internationalen Organisationen auf sich gezogen. Auch in Deutschland, der Heimat des Volkswagen-Konzerns, zu dem Porsche gehört, wurden Proteste organisiert. ROBIN WOOD, eine seit langem bestehende deutsche Umweltorganisation, schloss sich den Bemühungen an, die Scheinheiligkeit der Automobilindustrie aufzudecken, die unter dem Deckmantel der technologischen Innovation Ökosysteme von unschätzbarem Wert bedroht. In einem symbolischen Akt benannten sie den Porsche-Platz in Stuttgart in Bosco d'Arneo-Platz um.
„Die Zerstörung des Bosco d'Arneo ist kein lokales Problem“, sagt Jana Ballenthien, Waldreferentin von ROBIN WOOD. „Es ist eine globale Angelegenheit, bei der es um die Verantwortlichkeit von Unternehmen und die Fähigkeit der Zivilgesellschaft geht, Gemeingüter zu verteidigen.“
Unterschiedliche Signale und institutionelles Schweigen
Im Dezember letzten Jahres teilte Porsche in einer E-Mail an die Custodi del Bosco d’Arneo und an ROBIN WOOD mit, dass das Unternehmen den ursprünglichen Plan nicht weiter verfolgen werde und dass Alternativen geprüft würden, was eine Aussetzung der Entwicklung für das gesamte Jahr 2025 zur Folge habe. Diese Mitteilung wurde jedoch nur an Wenige gesendet, nicht an alle vom Bündnis vertretenen Interessengruppen.
Aus diesem Grund fordern die Custodi del Bosco d’Arneo und ROBIN WOOD nun eine formelle Verpflichtung von Porsche/NTC und den lokalen Institutionen, den Wald zu schützen und die lokale Bevölkerung an der Auseinandersetzung über Alternativen zu beteiligen.
Die Entscheidung von Porsche könnte mit der schweren Krise in der europäischen Automobilindustrie zusammenhängen, die neue Investitionen in Frage stellt, sie könnte aber auch eine Strategie sein, um die öffentliche Aufmerksamkeit von dem Projekt abzulenken und weiterhin potenziell schädliche Pläne vorzuschlagen. Vor diesem Hintergrund ist das Verhalten der lokalen und regionalen Institutionen äußerst besorgniserregend. Die Region Apulien und die Bürgermeister der beiden betroffenen Gemeinden meiden weiterhin die Konfrontation, geben zweideutige Erklärungen ab und weigern sich, Delegationen wie die von ROBIN WOOD zu treffen, die zurzeit in Apulien unterwegs sind, um die Bewegung für den Bosco d'Arneo zu unterstützen.
„Die Bürger*innen und Verbände haben ein Recht auf klare Antworten. Das Schweigen der Institutionen ist inakzeptabel“, prangern die Custodi del Bosco d’Arneo an. „Die Region Apulien muss klären, ob die Bedrohung abgewendet ist oder ob wir uns einem neuen Kampf stellen müssen.“
Das Programm: Veranstaltungen und öffentliche Mobilisierung
Solange konkrete Antworten fehlen, geht die Mobilisierung weiter, die darauf abzielt, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, internationale Bündnisse zu stärken und eine globale Kampagne zu unterstützen.
- 24. Januar, 17:00 Uhr: Kollektive Mahnwache und Pflanzung einer Eiche, dem Symbol des Bosco d'Arneo im Blumenbeet vor dem NTC-Büro, Viale Michele de Pietro, Lecce.
- 24. Januar, 19:00 Uhr: Öffentliche Diskussion mit Ultra-red (UK), Maria Agraciada, Clara Luz (Istituto Etno, Brasilien), ROBIN WOOD (Deutschland) und anderen zur Frage: Welches Salento wollen wir? Lernen im Spannungsfeld, San Francesco della Scarpa. Piazza Carducci, Lecce.
- 25. Januar, 10:00 Uhr: Geführte Wanderung zur Erkundung der Artenvielfalt des Bosco d'Arneo, anschließend gemeinsames Mittagessen (Treffpunkt: Strada la Grande, Bosco 209, Nardò).
Ein globales Symbol des Umweltwiderstands
Der Fall des Bosco d'Arneo ist zu einem Symbol des transnationalen Widerstands gegen multinationale Konzerne und Umweltzerstörung geworden. Lokale und internationale Organisationen bekräftigen ihr Engagement für den Schutz dieses bedeutenden Naturerbes und wollen weitere öffentliche Aufmerksamkeit auf einen Kampf lenken, der die Zukunft unseres Planeten betrifft.
Für Informationen, Interviews und zur Teilnahme an den o.g. Terminen:
- Custodi del Bosco d’Arneo: Emanuele Larini +393357731450
- ROBIN WOOD: Jana Ballenthien, Tel. +49 40 38089211, wald@robinwood.de; Ute Bertrand, Pressestelle, Tel. +491718359515, presse@robinwood.de
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