Bau des größten Holzheizkraftwerks Deutschlands in Stade absagen!

Bürgerinitiative und Umweltorganisationen veröffentlichen Infopapier

12. November 2024
Wald
Energie
Gemeinsame Pressemitteilung von ROBIN WOOD, Biofuelwatch, DUH, NABU und der Bürgerinitiative Bützfleth
Pressemitteilung

 Die Umweltorganisationen ROBIN WOOD, NABU, DUH und Biofuelwatch sowie die Bürgerinitiative (BI) Bützfleth haben heute ein neues Informationspapier über ein geplantes Holzheizkraftwerk in Stade-Bützfleth (Niedersachsen) veröffentlicht. Dort plant die Firma Hansekraft, das bislang größte Holzheizkraftwerk in Deutschland zu bauen. Darin sollen jährlich 500.000 Tonnen Holz verbrannt werden, um Dampf für die nahegelegene Industrie sowie Wärme und Strom zu erzeugen. Dabei soll es sich größtenteils um importiertes Altholz (= gebrauchtes Holz) handeln. Aber auch andere Biomasse wie Frischholz ist in dem jetzt bekannt gewordenen Scoping-Antrag von Hansekraft als Brennstoff nicht ausgeschlossen. BI und Umweltorganisationen fordern gemeinsam das Unternehmen und die Stadt Stade auf, auf den Bau eines Holzkraftwerkes zu verzichten und stärker auf wirklich erneuerbare Wärme zu setzen. Selbst für die Dampferzeugung eignen sich Großwärmepumpen, die den in Norddeutschland reichlich vorhandenen Windstrom nutzen.

Wie die Umweltorganisationen im Infopapier ausführen, ist Holzverbrennung keine saubere Energiequelle. Die CO2-Emissionen pro Energieeinheit liegen wegen des geringeren Brennwertes von Holz vergleichbar hoch wie bei Kohle. Die Umweltorganisationen arbeiten bereits seit Jahren daran, diese Tatsache einer breiten Öffentlichkeit und der Politik zu verdeutlichen und Holzverbrennung als klimaschädliche Scheinlösung für den Kohleausstieg zu kennzeichnen.

Die Verbrennung von Altholz – das sind beispielsweise alte Möbel, Paletten oder Abbruchholz – klingt zwar nachhaltiger als die Verbrennung von Waldholz, allerdings wird durch die energetische Nutzung von unbelasteten Althölzern der Bedarf an Frischholz zum Beispiel in der Spannplattenindustrie signifikant erhöht. Das allermeiste Altholz kann problemlos noch weiter stofflich verwendet werden. Entsprechend des Kaskadenprinzips dürfte es erst dann zur Energiequelle werden, wenn kein weiteres Recycling mehr möglich ist. Für die Verbrennung der wirklich zu entsorgenden Altholzmengen stehen in Deutschland bereits mehr als genug Kraftwerkskapazitäten zur Verfügung – eine Folge der jahrelangen Subventionen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Daher soll das Holz für die geplante Verbrennung in Bützfleth laut Unternehmen auch ausschließlich importiert werden: Großbritannien, Frankreich, die Niederlande, Polen und Belgien werden auf der Website als Ursprungsländer angegeben. Durch die oben erläuterten Effekte erhöhen diese Altholz-Importe auch den Einschlag in den Wäldern der Export-Länder. Deutschland nutzt damit Ressourcen anderer Länder zur Deckung seines Energiebedarfs und trägt nicht zur globalen CO2-Minimierung bei.

Dass die Wälder durch die verstärkte Nutzung von Holz als Energiequelle nicht noch weiter unter Druck gesetzt werden dürfen, zeigt auch die kürzlich veröffentlichte vierte Bundeswaldinventur: „Deutschlands Wälder [sind] bereits seit 2017 keine Senke von CO2 Emissionen mehr, sondern eine Netto-Quelle“, erklären die Autor:innen in ihrem Papier. „Jedes weitere Holz(heiz)kraftwerk verstärkt die Schäden und stößt CO2 aus, das wiederum zur Belastung der Speicherkapazitäten der Ökosysteme beiträgt.“

Das geplante Holzkraftwerk in Bützfleth ist nicht das erste Projekt, gegen das sich die BI Bützfleth am dortigen Industriestandort zur Wehr setzt. Bereits 2019 verhinderte sie mit einer Klage den Bau einer Müllverbrennungsanlage. Diese nie fertiggestellte Ruine soll nun von der Firma Hansekraft abgerissen und durch das Altholzkraftwerk ersetzt werden. Der Genehmigungsantrag soll im Herbst 2025 eingereicht werden. Sowohl die Firma, die die Müllverbrennungsanlage entwickelt hat, als auch die Besitzer der Hansekraft sind an derselben Adresse registriert. In dem neuen Kraftwerk soll auch chemisch behandeltes Holz als Sondermüll verbrannt werden. Die Anwohner:innen lehnen diese Anlage u.a. wegen des nahe gelegenen Wohngebiets samt Kita und Grundschule ab.

Aus Sicht der Umweltorganisationen und der BI sollte die Stadt Stade, anstatt Fernwärme aus dem Holzkraftwerk zu beziehen, auf eine wirklich erneuerbare Wärmeversorgung setzen. Mit der Nutzung der in der Region ausreichend vorhandenen Windenergie und von (Ab-)Wärmequellen durch Großwärmepumpen sowie mit Geothermie stehen hier vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung. Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung sollte die Stadt darauf hinwirken, dass diese echten klimafreundlichen Alternativen priorisiert und realisiert werden.

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