Dannenröder Wald: Gemeinsame Erklärung zur Aktion am 6. Dezember 2020

Protest von Umweltverbänden, Fridays For Future und weiteren Akteuren der Zivilgesellschaft

06. Dezember 2020
Mobilität
Wald
Gemeinsames Statement
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Dominique Just, ROBIN WOOD-Verkehrsreferentin, und Jana Ballenthien, ROBIN WOOD-Waldreferentin, sprechen zu Aktivist*innen im Dannenröder Wald am Nikolaustag 2020
Jana Ballenthien
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Sich der Räumung und Rodung im "Danni" widersetzen: Protest auf einer Baumplattform gegen den Ausbau der A49 und für eine ökologische Verkehrswende
Foto-Pool zur Aktion
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Aktivist*innen im Dannenröder Wald am Nikolaustag 2020
Jana Ballenthien
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Foto-Pool zur Aktion
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Trotz Repressionen und Kälte sind weiterhin Baumhäuser besetzt
Foto-Pool zur Aktion
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Wie kann eine fossile Gesellschaft ihre Mobilität und andere wirtschaftliche und gesellschaftliche Felder schnell genug so modernisieren, dass die fortschreitende Zerstörung gestoppt wird, bevor es zu spät ist?
Foto-Pool zur Aktion
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Scheise der A49. Hier stand noch wenige Tage zuvor ein Wald.
Jana Ballenthien
Pressemitteilung

Die Spitzen mehrerer Umweltverbände, Fridays-For-Future-Sprecherin Luisa Neubauer, Förster Peter Wohlleben sowie weitere zivilgesellschaftliche Akteure haben sich heute am frühen Morgen im Dannenröder Wald vor die letzten noch stehenden Bäume und auf eine Baumhaus-Plattform gesetzt. Sie sind von Polizeikräften umstellt. In einem Moment, in dem die letzten Baumhäuser geräumt und die letzten Bäume gefällt werden, wollen sie unterstreichen, wie breit der Widerstand gegen eine zukunftsfeindliche Verkehrspolitik inzwischen ist. Durch den Dannenröder Wald soll ein Teilstück der Autobahn A 49 gebaut werden.

"Viele von uns stellen sich damit bewusst in die Tradition Zivilen Ungehorsams", heißt es in einer Erklärung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. "Landes- und Bundesregierung fordern wir eindringlich auf, die weitere Naturzerstörung zu beenden, die brenzlige Lage vor Ort aufzulösen und eine Verkehrsplanung umzusetzen, die nicht länger auf Kosten von Natur und Klima geht. Wir drücken unseren Respekt aus für den monatelangen, gewaltfreien Widerstand der Aktivistinnen und Aktivisten in den Baumhäusern, besonders auch von sehr jungen Menschen, die sich für unser aller Zukunft einsetzen."

Im Folgenden dokumentieren wir den Text der Erklärung im Wortlaut:

"Schockiert von der Naturzerstörung und besorgt um die Sicherheit der Aktivist*innen stellen wir uns heute gemeinsam gegen eine rückwärtsgewandte Verkehrspolitik. In einem Moment, in dem die letzten Baumhäuser geräumt und die letzten Bäume gefällt werden, wollen wir unterstreichen, wie breit der Widerstand gegen eine zukunftsfeindliche Politik inzwischen ist. Im Angesicht von Klimakrise und Artensterben weiter Autobahnen durch gesunde Wälder zu treiben, verkennt die Herausforderungen einer Verkehrswende innerhalb der planetaren Grenzen. Wir gehen deshalb heute einen Schritt weiter und widersetzen uns der weiteren Räumung und Rodung für die A49.

Der Rodung widersetzen

Landes- und Bundesregierung fordern wir eindringlich auf, die weitere Naturzerstörung zu beenden, die brenzlige Lage vor Ort aufzulösen und eine Verkehrsplanung umzusetzen, die nicht länger auf Kosten von Natur und Klima geht. Und wir drücken unseren Respekt aus für den monatelangen, gewaltfreien Widerstand der Aktivist*innen in den Baumhäusern, besonders auch von sehr jungen Menschen, die sich für unser aller Zukunft einsetzen.

Viele von uns stellen sich damit bewusst in die Tradition Zivilen Ungehorsams. Dieser handelt, nachdem alle anderen politischen Mittel ausgeschöpft sind und politische Entscheidungen trotzdem weiter unseren Planeten und die Interessen künftiger Generationen gefährden. Dabei wird gewaltfrei und mit offenem Visier agiert. Wir achten bei jeder Aktion auf die Hygieneregeln, um uns auch angesichts der Pandemie verantwortungsvoll zu verhalten.

Klimakrise stoppen

Ausmaß und Gefahr der multiplen, ökologischen Krisen werden täglich deutlicher. Die Warnungen der Wissenschaft dürfen nicht länger ignoriert werden. Um diese Krisen zu bewältigen, müssen Regierungen bei uns, in Europa und weltweit Wege finden, um die Zerstörung von Lebensräumen, das Aussterben zahlloser Arten und die sich beschleunigende Klimakrise zu stoppen.

Fünf Jahre nach der Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens zeigt der Konflikt um den Dannenröder Wald auf eindrückliche, aber vor allem erdrückende Art und Weise, wie schwer diese Wege zu finden sind. Es ist nicht leicht, das Roden, Baggern, Bohren, Zerstören, Versiegeln zu beenden, weil komplexe, politische Entscheidungsmechanismen dahinter stehen. Uns ist bewusst, dass die ökologischen Krisen unserer Zeit, uns gesamtgesellschaftlich, demokratisch vor große Herausforderungen stellen. Doch diese Herausforderungen können nicht länger verwaltet werden - Politik muss sie annehmen. Denn das ist die Hauptaufgabe von Politik: Lösungen für Probleme finden, die zu groß für die Einzelnen sind.

Neuauflage des Bundesverkehrswegeplans

Der Konflikt um den Dannenröder Wald unterstreicht dies. Immer mehr Menschen ist klar, dass ein „Weiter so“ ausgeschlossen ist angesichts der sich beschleunigenden Veränderungen unserer Umwelt. Jahrzehntealte Planungen passen nicht zu den aktuellen Herausforderungen. Gesunden Wald zu fällen für noch eine Autobahn passt nicht in eine ökologische Krise, die auch von zu vielen Autos verursacht wird. Wir brauchen eine Verkehrsplanung, die auf Klimaschutz basiert, statt ihn wie bisher zu ignorieren. Und ganz konkret: ein sofortiges Moratorium für den Bau neuer Fernstraßen und Autobahnen und eine Neuauflage des Bundesverkehrswegeplans, der zu einem alle Verkehrsträger umfassenden Mobilitätsplan umgewandelt werden muss.

Der Konflikt um den Dannenröder Wald ist kein Konflikt zwischen Aktivist*innen und Polizei. Auch darf ihn niemand ausschließlich als hessischen Lokalkonflikt missverstehen. Im Kern geht es in diesem Waldstück um die Frage: Wie kann eine fossile Gesellschaft ihre Mobilität und andere wirtschaftliche und gesellschaftliche Felder schnell genug so modernisieren, dass die fortschreitende Zerstörung gestoppt wird, bevor es zu spät ist? Diese Frage wird mit jedem weiteren Kilometer Autobahn vehementer gestellt werden. Keine Bundes- und Landesregierung wird künftig an einer Antwort vorbeikommen."

Gezeichnet:

  • Luisa Neubauer, Fridays For Future
  • Peter Wohlleben, Förster und Autor
  • Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand Greenpeace Deutschland
  • Christoph Bautz, geschäftsführender Vorstand Campact
  • Olaf Bandt, Vorsitzender Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
  • Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer Germanwatch
  • Antje Grothus, Umweltschützerin und Klimaaktivistin aus dem Rheinland
  • Moritz Tapp, Bundesvorstand BUNDjugend
  • Christiane Bals, Teachers for Future
  • Wolfang Wolman, Filmmakers for Future
  • Luisa-Céline Gaffron, Filmmakers for Future & Schauspielerin
  • Luise Befort, Schauspielerin
  • Mala Emde, Schauspielerin
  • Fabian Holzheid, politischer Geschäftsführer Umweltinstitut München
  • Dominique Just, Verkehrsreferentin ROBIN WOOD
  • Uwe Hiksch, Vorstand Naturfreunde Deutschlands

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Kontakt für Rückfragen:

  • Dominique Just, ROBIN WOOD-Mobilitätsreferentin, Tel. 040 380 892 12, verkehr [at] robinwood.de
  • Ute Bertrand, ROBIN WOOD-Pressesprecherin, Tel. 0171 835 95 15, presse [at] robinwood.de

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