Traktor pflügt ein zuvor entwaldetes Feld in Brasilien (Foto: Jim Wickens, Ecostorm via Mighty Earth)

Faktencheck zur EU-Entwaldungsverordnung

Fakten gegen Mythen: Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen veröffentlichen Faktencheck zur EU-Entwaldungsverordnung

16. August 2024
Tropenwald
Gemeinsame Pressemitteilung v. DUH, Germanwatch, INKOTA, Oro Verde, ROBIN WOOD, Südwind und WWF Deutschland
Pressemitteilung

Die Deutsche Umwelthilfe, Germanwatch, INKOTA, Oro Verde, ROBIN WOOD, Südwind und der WWF Deutschland haben einen Faktencheck zur neuen EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR) veröffentlicht. Die Verordnung, die nach mehrjährigen Verhandlungen im Juni 2023 in Kraft trat, zielt darauf ab, die Entwaldung und Walddegradierung durch den Handel mit bestimmten Rohstoffen und Produkten zu stoppen. Ab Ende Dezember 2024 wird die EUDR für große und mittlere Betriebe verbindlich.

 

Die EUDR verpflichtet Marktteilnehmer und Händler, sicherzustellen, dass die betroffenen Rohstoffe und Produkte entwaldungsfrei und legal erzeugt wurden. Dies betrifft insbesondere die Produktgruppen Kaffee, Kakao, Kautschuk, Palmöl, Rinder, Soja und Holz. Die Verordnung soll sicherstellen, dass diese Produkte nicht zur Entwaldung und Waldschädigung beitragen, weder innerhalb der EU noch weltweit.

Der Faktencheck adressiert zehn häufige Falschaussagen und Missverständnisse zur EUDR mit dem Ziel, die Diskussion auf eine faktenbasierte Ebene zu heben. So wird beispielsweise klargestellt, dass die EUDR keine übermäßige bürokratische Belastung für EU-Land- und Forstwirt:innen darstellt. Die notwendigen Informationen zur Erfüllung der Sorgfaltspflicht liegen in der Regel bereits vor und können ohne erheblichen Zusatzaufwand verwendet werden. Ein weiteres Missverständnis betrifft die Annahme, dass kleine Waldbesitzende in der EU überfordert würden, da sie für jeden einzelnen Baum GPS-Daten erfassen müssten. Der Faktencheck stellt klar, dass dies nicht der Fall ist. Für kleine Flächen bis vier Hektar müssen nur einmalig die GPS-Koordinaten eines Punktes der Forstfläche ermittelt werden.

Kathrin Samson, Vorständin Naturschutz beim WWF Deutschland:

„Die Kritik an der Entwaldungsverordnung ist oftmals übertrieben, unsachlich und von Missverständnissen geprägt. Die von einigen Politikern und Lobbyisten verbreitete Panikmache hat mit der Realität wenig zu tun. Wer den Beschluss jetzt auf Basis falscher Behauptungen in Frage stellt, greift einen demokratisch legitimierten und mühsam erarbeiteten Kompromiss an, der einen echten Unterschied machen kann im Kampf gegen die weltweite Entwaldung. Wir fordern alle Beteiligten auf, zu einem wahrheitsgetreuen Diskurs zurückzukehren und die Verbreitung von Fake News zu stoppen.“

Die EUDR ist laut Umweltschutzorganisationen ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die globale Entwaldung und Erderhitzung. Wälder spielten eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der globalen Nachhaltigkeits- und Biodiversitätsziele. So würde ein Entwaldungsstopp jährlich rund 14 Prozent der menschengemachten Emissionen vermeiden und wäre damit eine der kosteneffektivsten Maßnahmen zur Eindämmung der Klimakrise. Im Falle einer weiteren Verzögerung drohten viele Jahre für den Schutz der Wälder verloren zu gehen.

Martina Schaub, Vorständin bei OroVerde:

„Die Entwaldungsverordnung muss pünktlich ab Ende des Jahres gelten. Herr Özdemir, bitte setzen Sie sich dafür ein. Ein Rückzieher der Europäischen Union wäre verantwortungslos gegenüber den Menschen, die von der Klimakrise am stärksten betroffen sind. Er wäre auch eine Zumutung für Unternehmen und die engagierten Produktionsländer, die bereits mit enormer Anstrengung an der Erfüllung der Anforderungen arbeiten. Unsere Wälder sichern unser aller Überleben. Es darf kein Zurück geben!“

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH:

„Ohne intakte Wälder werden Klimakrise und das Artensterben ungebremst weitergehen. Daher ist die EU-Verordnung ein Meilenstein, der international klare Standards setzen wird. Halbwahrheiten und unsachliche Argumente bringen uns nicht weiter - unser Faktencheck zeigt: die EUDR ist angemessen und mit nur wenig Mehraufwand für die Waldbesitzenden umsetzbar.“

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