Kahlschlag, geräumte Waldfläche im Harz

Gegen ein klimaschädliches Holzheizkraftwerk in Chemnitz

Bürgerinitiative und Umweltorganisationen veröffentlichen Infopapier

09. Januar 2025
Wald
Energie
Gemeinsame Pressemitteilung von ROBIN WOOD, Biofuelwatch, DUH, NABU, der Bürgerinitiative gegen das Holzheizkraftwerk Chemnitz, Parents for Future Chemnitz, Fridays for Future Chemnitz und der BUND-Regionalgruppe Chemnitz
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Auf dieser Fläche in Chemnitz-Siegmar plant der Energieversorger Eins-Energie, das Holzheizkraftwerk vom niederländischen Unternehmen HoSt errichten zu lassen.
BI gegen das Holzheizkraftwerk Chemnitz
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Das Holz fürs Verfeuern könnte auch von Fichtenplantagen wie im Harz kommen. Sie sind besonders schwer vom Waldsterben betroffen. Die Flächen zu räumen, hat jedoch große Nachteile. Denn dadurch wird das natürliche Nachwachsen neuer Wälder verhindert.
Ute Bertrand / ROBIN WOOD
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Intakte Wälder sind wichtige Verbündete gegen die Klimakrise. Auch sie geraten durch die verstärkte Energieholznachfrage unter Druck.
Ute Bertrand / ROBIN WOOD
Pressemitteilung

Berlin/Chemnitz – Die Umweltorganisationen ROBIN WOOD, NABU, DUH und Biofuelwatch haben heute gemeinsam mit der örtlichen Bürgerinitiative (BI) und regionalen Umweltgruppen ein neues Informationspapier über ein geplantes Holzheizkraftwerk in Chemnitz veröffentlicht. Der mehrheitlich kommunale Energieversorger Eins-Energie plant, das Kraftwerk bis 2027 vom niederländischen Unternehmen HoSt im Westen der Stadt errichten zu lassen. Am 15. Januar werden die Stadtverordneten von Chemnitz dem Unternehmen im Ausschuss zu den Plänen Fragen stellen können.

Bis zu 96.000 Tonnen Waldholz sollen pro Jahr in dem Kraftwerk verbrannt werden, um Fernwärme zu produzieren. Dabei würden zusätzlich zum CO2 auch große Mengen Luftschadstoffe wie Feinstaub freigesetzt. BI und Umweltorganisationen fordern das Unternehmen und die Stadt Chemnitz auf, auf den Bau des klima- und gesundheitsschädlichen Holzheizkraftwerkes zu verzichten und stärker auf wirklich erneuerbare Wärme zu setzen.

Wie die Umweltorganisationen im Infopapier ausführen, ist Holzverbrennung keine saubere Energiequelle. Die CO2-Emissionen pro Energieeinheit liegen wegen des geringeren Brennwertes von Holz vergleichbar hoch wie bei Kohle. Dass die Wälder durch die verstärkte energetische Nutzung von Holz nicht noch weiter unter Druck gesetzt werden dürfen, zeigt auch die kürzlich veröffentlichte vierte Bundeswaldinventur, wonach der Wald in Deutschland seit einigen Jahren unterm Strich kein CO2 mehr speichern konnte. Neben den klimabedingten Waldschäden ist dies auch eine Folge der intensiven Bewirtschaftung der Wälder. Jedes neue Holzheizkraftwerk würde diese Situation verschärfen. „Holz kann nicht in dem Tempo nachwachsen, wie es verbrannt wird“, heißt es im Papier.

Bisher ist nicht bekannt, woher das Holz für das Heizkraftwerk stammen soll. Unter der Luftverschmutzung würden weite Teile der Stadt leiden. Besonders groß wäre die Belastung durch die ausgestoßenen Schadstoffe sowie die Holzanlieferung mit bis zu 20 LKW am Tag für das direkte Umfeld des geplanten Standortes im Stadtteil Siegmar, befürchtet die BI. Gert Rehn und Matthias Taube von der BI erläutern: „Zwei Lebensmittelbetriebe und Werkstätten, in denen 300 Menschen mit Behinderungen arbeiten, wären im unmittelbaren Umfeld betroffen. Zudem läge das Kraftwerk in der Frischluftschneise für Chemnitz. Neben den Folgen für Klima und Wald drohen hier auch Schäden für die Gesundheit vieler weiterer Chemnitzer*innen.

Aus Sicht der Umweltorganisationen und der BI sollte die Stadt Chemnitz auf eine wirklich erneuerbare Wärmeversorgung setzen. Um künftig mit einem Minimum an Verbrennungskraftwerken – auch fossile Energieträger oder Müll sind klimaschädlich und grüner Wasserstoff ist absehbar knapp – auszukommen, sollte auf einem Mix von Großwärmepumpen, Speichern, Solarthermie und Elektrokesseln (Power-to-heat) zusammen mit Energieeinsparung gesetzt werden. Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung sollte die Stadt darauf hinwirken, dass diese wirklich klimafreundlichen Alternativen priorisiert und realisiert werden, fordern die Organisationen in dem Papier.

Der Genehmigungsantrag für das Heizkraftwerk sollte laut Unterlagen von der Antragskonferenz im Dezember 2024 eingereicht werden, dies ist aber wohl noch nicht erfolgt. Nach der Genehmigung will sich das Unternehmen um Fördermittel nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) für den produzierten Strom bemühen. Die Inbetriebnahme ist für 2027 geplant.

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