Greenwashing von Atom und Gas stoppen – Taxonomie retten!

Anlässlich des morgigen Tschernobyl-Jahrestages fordert ROBIN WOOD EU-Parlamentarier*innen auf, den aktuellen Rechtsakt zur EU-Taxonomie abzulehnen

25. April 2022
Energie
Pressemitteilung

ROBIN WOOD-Aktivist*innen haben heute vor dem Reichstag in Berlin dagegen demonstriert, Atomkraft und fossiles Gas in die EU-Taxonomie aufzunehmen und somit – irreführend – als „nachhaltige“ Energien einzustufen. Der Reichstag ist die offizielle Adresse der EU-Parlamentarierin Hildegard Bentele. Die Aktivist*innen fordern Bentele und alle weiteren EU-Parlamentarier*innen auf, gegen den entsprechenden Rechtsakt der EU-Kommission zu stimmen. Anfang Juli dieses Jahres soll darüber im EU-Parlament abgestimmt werden. Daher werden gerade Klimaschützer*innen an Regionalbüros verschiedener EU-Abgeordneter aktiv.

„Wir fordern Hildegard Bentele und alle weiteren EU-Parlamentarier*innen auf, sich jetzt klar gegen ein Grünwaschen von Gas und Atom zu stellen. Jeder Euro, der aufgrund der EU-Taxonomie in fossiles Gas und Atomkraft fließt, fehlt für die Energiewende. Wir brauchen jetzt eine systematische Reduktion des Strom- und Wärmeverbrauchs und einen konsequenten Ausbau von erneuerbaren Energien wie Sonne und Wind“, sagt Christina Albrecht von ROBIN WOOD Berlin.

Angesichts des Kriegs in der Ukraine und mit Blick auf den morgigen Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (26. April 1986) wiesen die Aktivist*innen insbesondere auf die Gefahren der Atomkraft für die Sicherheit von Menschen und Natur hin.

„Die maßgebliche Begründung der EU-Kommission für die Aufnahme von Atomkraft in die EU-Taxonomie hat sich als falsch herausgestellt. Anders als von der Kommission behauptet, trägt Atomkraft gerade nicht zur Versorgungssicherheit bei. Im Gegenteil: Auch bei Uran und Brennelementen für AKW ist die EU zu einem großen Teil von Importen aus Russland abhängig“, sagt Albrecht. „Außerdem kann es auch in einem Atomkraftwerk in der EU jederzeit zu einem Super-GAU kommen.“

Hintergrund:

Die EU-Taxonomie ist eine Klassifikation, die definiert, welche Wirtschafts- und Finanzaktivitäten in der EU als ökologisch nachhaltig gelten. Sie ist schon seit 2020 – ohne die Regelung zu Investitionen in Atomkraft und fossiles Gas – in Kraft. Auf politischen Druck u.a. von Frankreich (Atomkraft) und Deutschland (Gas) will die EU-Kommission diese gefährlichen, umwelt- und klimaschädlichen Technologien mit einem so genannten „Delegierten Rechtsakt“ in die EU-Taxonomie aufnehmen.

Sinn der Taxonomie ist es, Finanzströme in ökologisch nachhaltige Wirtschaftsbereiche umzuleiten. Greenwashing soll auf diese Weise verhindert werden. Doch mit der Aufnahme von Gas und Atom könnte sich – ebenso wie zuvor schon bei der Holzenergie – dieser Sinn ins genaue Gegenteil verkehren. Es drohen eine Irreführung der Öffentlichkeit und EU-weite Fehlinvestitionen in klima- und umweltschädliche Technologien.

ROBIN WOOD wendet sich ebenso entschieden dagegen, Investitionen in die industrielle Verfeuerung von Holz zur Energieproduktion durch die Taxonomie als nachhaltig einzustufen. Die Regelungen zur Forstwirtschaft und Bioenergie waren bereits 2021 vor dem Rechtsakt zu Atom und Gas erfolgt und werden zurzeit von ROBIN WOOD gemeinsam mit einer Koalition von NGOs aus der gesamten EU in einem formalen Verfahren angefochten.

Kontakt:

  • Sylvester Kaben, ROBIN WOOD Berlin, Tel. 0179 50 41 558
  • Ute Bertrand, ROBIN WOOD-Pressesprecherin, Tel. 0171 8359515, presse [at] robinwood.de