Haldensleben: Protest am Futtermittelturm

Aktivist*innen demonstrieren gegen Soja-Futtermittel in der industriellen Tierproduktion

31. Juli 2024
Tropenwald
Gemeinsame Pressemitteilung von ROBIN WOOD und Aktion Agrar
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SOJA, PROFITE, RAUBBAU - Protestbanner an der Futtermittelanlage von MEGA in Haldensleben (Sachsen-Anhalt) / Das Unternehmen gehört zur PHW-Gruppe, einem Branchenriesen der industriellen Geflügelproduktion
Christoph Lehmann / ROBIN WOOD
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Der Protest richtet sich gegen die industrielle Tierproduktion und den Import von Soja-Futtermitteln aus Brasilien
Christoph Lehmann / ROBIN WOOD
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Aktive von ROBIN WOOD und Aktion Agrar sind zur Zeit für Wälder, Vielfalt und Höfe und gegen Soja-Futtermittelimporte mit einem Floß auf Tour von Magdeburg nach Hannover
Christina Albrecht / ROBIN WOOD
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Blick von oben auf das Aktionsfloß auf dem Mittellandkanal
ROBIN WOOD
Pressemitteilung

SOJA, PROFITE, RAUBBAU – Drei Banner mit diesen Worten prangen heute Vormittag an den großen, weißen Türmen der Futtermischanlage MEGA in Haldensleben in Sachsen-Anhalt. Aktivist*innen von ROBIN WOOD und Aktion Agrar demonstrieren dort heute gegen Importe von Soja-Futtermitteln aus Brasilien für die industrielle Tierproduktion. 

 

Die MEGA Tierernährung produziert in Haldensleben und an vier weiteren Standorten jährlich 1,2 Millionen Tonnen Geflügelfutter und ist damit der größte Produzent von Geflügelfutter in Deutschland. Das Unternehmen gehört zur PHW-Gruppe, einem Branchenriesen der industriellen Geflügelproduktion, die im Geschäftsjahr 2022/23 einen Jahresumsatz von rund vier Milliarden Euro erzielte. Die bekannteste Marke der PHW-Gruppe ist Wiesenhof.

„Der PHW-Konzern schlachtet jedes Jahr viele Millionen Tiere, deren Fleisch in den Kühlregalen der Supermärkte landet. Das Mischfutter für die Mast von Hähnchen, Enten und Puten enthält Soja aus Brasilien. PHW verdient gut daran – für Klima, Umwelt, Mensch und Tier aber ist es ein ruinöses Geschäftsmodell“, sagt ROBIN WOOD-Aktivist*in Alix Keller. „Wir fordern von PHW, Wälder und Savannen zu schonen, auf Soja-Importe zu verzichten, die Tierproduktion drastisch zu reduzieren und auf Produkte für eine pflanzliche Ernährung mit Hülsenfrüchten aus der Region umzusteigen.“

„In einem Kilo Hühnchenfleisch stecken über 900 Gramm Soja. Wenn dieses dann auch noch aus Brasilien kommt, ist das ein doppelter und unnötiger Umweg“, erläutert Jutta Sundermann von Aktion Agrar. „Wir können regional angebautes Soja direkt verzehren und damit über zehntausend Kilometer Reise um den Planeten sparen und auch auf den Umweg über das Tier verzichten.“

Der Sojaanbau ist der Haupttreiber für die globale Entwaldung – stärker noch als andere Produkte wie Kakao, Rindfleisch oder Holz. Unersetzliche Artenvielfalt ist bereits durch die Zerstörung von Ökosystemen für das Futter-Soja verloren gegangen. 

Angesichts der dramatisch sich zuspitzenden Klimakrise und des Artensterbens versucht die EU zwar, die Entwaldung für Sojaplantagen aufzuhalten, jedoch viel zu halbherzig. So wurden Savannen in die Verordnung gegen globale Entwaldung nicht aufgenommen. Dies führte dazu, dass 2023 zwar deutlich weniger Regenwald-Flächen im Amazonasgebiet gerodet wurden, aber fast gleich große Flächen zusätzlich im Bereich der arten- und baumreichen Cerrado-Savanne. Das Problem wurde somit verlagert, aber nicht gelöst. 

„Freiwillige Zertifizierungen der Industrie konnten den Raubbau für Soja nicht stoppen. Die Bundesregierung muss für einen wirksamen, gesetzlichen Rahmen sorgen, damit Agrarkonzerne, die sich mit Soja-Futtermitteln aus Südamerika auf Kosten der Allgemeinheit eine goldene Nase verdienen, endlich gestoppt und zur Verantwortung gezogen werden“, sagt ROBIN WOOD-Tropenwaldreferentin Fenna Otten.

Unter dem Motto „Soja grillt Zukunft“ sind Aktive von ROBIN WOOD und Aktion Agrar seit Freitag voriger Woche mit einem Floß und Fahrrädern auf Tour. Zwei Wochen lang will die Crew auf ihrem Weg entlang des Mittellandkanals nach Hannover auf die gravierenden Folgen des Sojaimportes aufmerksam machen. Die Gruppe thematisiert Menschenrechtsverletzungen, die massive Zerstörung von Wäldern und Savannen für Sojaplantagen und das Höfesterben am Ende der Lieferkette der Eiweißpflanzen. 

Die Floß- und Aktionstour nimmt auch die Alternativen zu Sojaimporten und industrieller Tierproduktion in den Fokus. So wollen die Umweltschützer*innen Höfe in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen besuchen, die Soja oder andere Hülsenfrüchte anbauen. 

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