Neue Bundesregierung auf dem Holzweg
Zum Internationalen Tag des Waldes am 21. März 2018: ROBIN WOOD fordert Stärkung der naturnahen Waldwirtschaft und konsequente Bekämpfung von Waldschäden
ROBIN WOOD warnt zum Internationalen Tag des Waldes davor, Wälder als bloße Holzlieferanten zu betrachten. Die Umweltorganisation kritisiert, dass die neue Bundesregierung auf eine stärkere Holznutzung setzt und Naturnähe, Artenvielfalt, Strukturreichtum und Klimaschutz im Wald vernachlässigt. Zudem werden die Ursachen für die nach wie vor starken Waldschäden nicht angegangen.
CDU und SPD beziehen sich in ihrem Koalitionsvertrag auf die Charta für Holz 2.0, die mit eindeutigen Titeln wie „Mehr Holz einsetzen“ und „Nadelholz dauerhaft sichern“ überschrieben ist. Das Konzept aus dem Bundesforstministerium (BMEL) zielt darauf ab, mehr Bäume zu fällen als nachwachsen. Das schadet dem Klimaschutz, weil durch weniger Holz im Wald weniger Kohlenstoff gebunden wird. Aus Sicht von ROBIN WOOD sollte stattdessen der Waldumbau – weg von monotonen und anfälligen Nadelforsten hin zu durchmischten, mehrschichtigen Waldbeständen – vorangetrieben werden. Solche naturnahen Wälder bieten auch vielen gefährdeten Tier- und Pflanzenarten den gesuchten Lebensraum.
„Klimaschutz im Wald heißt, naturnahe Wälder wachsen zu lassen. Darüber hinaus sollte unsere Holznutzung umgekrempelt werden: weniger Holz verbrennen, weniger Papier verschwenden und Laubholz langlebig verwenden“, sagt ROBIN WOOD-Waldreferent Jannis Pfendtner. Schon seit 2010 wird jedes Jahr mehr Holz verbrannt als verbaut oder weiterverarbeitet – ein ökologischer Irrweg!
ROBIN WOOD stellt an die Bundes- und Landespolitik drei Forderungen zur Kursumkehr: Die Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie bis 2020, so dass fünf Prozent des Waldes zu dauerhaft geschützten, ungestörten Wildnis-Entwicklungsflächen umgewidmet werden. Zweitens das klare Bekenntnis aller staatlichen Waldbesitzer zum naturnahen Waldbau, zertifiziert durch die Siegel FSC oder Naturland. Drittens die Neufassung der Waldgesetze, in denen eine „gute fachliche Praxis“ definiert und somit ökologische Mindeststandards der Waldbewirtschaftung eingeführt werden.
„Es liegt an den politischen Rahmenbedingungen, ob Förster*innen in Deutschland den Wald naturnäher bewirtschaften können oder nur auf Holzpreise schauen müssen. Hochwertiges Holz, ökologische Waldwirtschaft und Klimaschutz können Hand in Hand gehen“, sagt Pfendtner.
ROBIN WOOD fordert die neue Bundesregierung zudem auf, konsequent gegen die Ursachen von Waldschäden vorzugehen. Bislang wurden die Probleme nicht gelöst, sondern unter den Teppich gekehrt. Der Waldzustandsbericht für 2017 ist noch immer nicht erschienen (*). Zum alarmierenden Waldzustandsbericht von 2016 gab der ehemalige Bundesminister Christian Schmidt nicht einmal eine Pressemitteilung heraus. Dabei waren die Befunde eklatant: Nur noch 12 Prozent der Buchen und 24 Prozent der Eichen waren ohne erkennbare Schäden.
Seit Jahren ist der enge Zusammenhang zwischen Waldschäden und Ammoniak-Emissionen aus Landwirtschaft und Tierhaltung bekannt. Doch die Ammoniak-Emissionen wurden im Koalitionsvertrag noch nicht einmal erwähnt. Dabei ist zum Schutz der Wälder eine drastische Reduktion der Tierproduktion dringend erforderlich.
Den Internationalen Tag des Waldes hat die Welternährungsorganisation FAO Ende der siebziger Jahre ausgerufen, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf die weltweit voranschreitende Zerstörung von Waldflächen zu lenken.
(*) Update: Wie wir im Laufe des Tages erfahren haben, hat das Bundesministerium die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2017 heute (20.3.18) veröffentlicht.
Für Rückfragen:
- Jannis Pfendtner, Waldreferent, Tel. 040 / 380 892 11, wald [at] robinwood.de
- Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. 040 / 380 892 22, presse [at] robinwood.de (presse)presse [at] robinwood.de (@)presse [at] robinwood.de (robinwood.de)