Protestierende mit Schildern gegen die Verbrennung von Holzbiomasse vor dem Europäischen Parlament

Offener Brief: EU-Anreize für Holzbiomasse zur Energieerzeugung beenden!

Internationale Umweltorganisationen appellieren an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, mit anderen EU-Regierungen ein Bündnis zum Schutz der Wälder und des Klimas zu bilden

23. Dezember 2021
Energie
Wald
Pressemitteilung

ROBIN WOOD hat heute gemeinsam mit der Waldnaturschutzorganisation Fern und 25 weiteren internationalen Umweltorganisationen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in einem offenen Brief aufgefordert, angesichts der Klimakrise seine Verantwortung für den globalen Waldnaturschutz wahrzunehmen. Insbesondere solle Habeck sich auf EU-Ebene dafür einsetzen, alle Anreize zu streichen, Holzbiomasse zur Energieerzeugung einzusetzen.

Derzeit laufen Verhandlungen zum EU-Klimapaket „Fit for 55“ sowie zur Novellierung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED) und dem Europäischen Handelssystem ETS. Wie diese Instrumente gestaltet werden, wird entscheidend beeinflussen, ob künftig noch mehr Holz zur Energieproduktion verfeuert wird. Die EU hat die Verbrennung von Holzbiomasse zum EU-Ziel im Bereich der erneuerbaren Energien erklärt, obwohl die Abholzung und Verbrennung von Holz immense Emissionen verursacht und die Resilienz der Wälder sowie deren Funktion als Kohlenstoffsenke zerstört.

„Wenn die EU das Verfeuern unserer Wälder als Lösung für die Klimakrise betrachtet und fördert, können wir das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels schon heute abschreiben. Vor der Bundestagswahl hat Habeck gemeinsam mit Fachpolitiker*innen seiner Partei die Verfeuerung von Holz in Kohlekraftwerken ganz richtig als klima- und ressourcenpolitischen Irrsinn bezeichnet. Nun steht er in der Verantwortung, dem Taten folgen zu lassen“, sagt Jana Ballenthien, Waldreferentin von ROBIN WOOD.

Der derzeitige EU-Ansatz, Biomasse als „klimaneutral“ einzustufen, basiert auf der irrigen Annahme, dass nachwachsende Wälder alle zuvor durch die Abholzung und Verbrennung verursachten Emissionen wieder aufnehmen, und dass sie dies augenblicklich tun.

Tatsächlich können zwar Bäume wieder aufgeforstet werden, aber keine Wälder. Monokultur-Baumplantagen sind kein Ersatz für struktur- und artenreiche Wälder. Sie scheiden bei der Bindung und Speicherung von Kohlenstoff deutlich schlechter ab und sind eine Katastrophe für die biologische Vielfalt. Zudem dauert es Jahrzehnte bis Jahrhunderte, bis diese Wälder die Mehremissionen wieder aufnehmen – also viel zu lange, um die EU-Klimaziele für 2030 und 2050 zu erreichen. Selbst das Forschungscenter der Europäischen Kommission (JRC) hat in seinem aktuellen Bericht festgestellt, dass der größte Teil der in der EU verbrannten Holzbiomasse schädlich für das Klima, die biologische Vielfalt oder beides ist.

„Holzbiomasse muss von der Liste der förderfähigen Brennstoffe in der RED gestrichen werden. Es ist höchste Zeit, dass die Biomasse-Industrie für ihre tatsächlichen Treibhausgasemissionen bezahlt!“, sagt Martin Pigeon, Wald- und Klima-Campaigner der europäischen Waldnaturschutzorganisation Fern. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Bundesregierung eine führende Rolle beim Schutz der Wälder und des Klimas gegen die Lobbyarbeit der Bioenergieindustrie und ihrer Verbündeten spielt.“

Kontakt:

  • ROBIN WOOD: Jana Ballenthien, Waldreferentin, Tel. +49 (0)40 380 892 11, wald [at] robinwood.de; Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. +49 (0)171 835 95 15, presse [at] robinwood.de
  • Fern: Martin Pigeon, Wald- und Klima-Campaigner, Tel. +32 484 671909, martin [at] fern.org