Protest: Uni Stuttgart rodet Waldbestand mit alten Eichen
Trotz Protesten und Klimaschutzzielen rodet die Uni Stuttgart einen Waldbestand mit alten Eichen für den Neubau eines Labors für nachhaltiges Bauen
Stuttgarter Umweltorganisationen, darunter BUND, Extinction Rebellion, Fridays for Future, NABU und ROBIN WOOD, sind entsetzt, dass die Universität heute früh damit begonnen hat, auf dem Campus in Stuttgart-Vaihingen einen Waldbestand und weitere Gehölze mit alten Eichen unwiederbringlich zu zerstören. Sie fordern vom Rektor der Universität Wolfram Ressel und der Wissenschaftsministerin Petra Olschowski, die Rodungsarbeiten sofort zu stoppen und das dort vorgesehene Bauvorhaben für ein Labor für nachhaltiges Bauen so umzuplanen, dass die Grünfläche mit den Bäumen erhalten bleibt.
Heute gegen 07:30 Uhr begannen die Fäll- und Rodungsarbeiten am Pfaffenwaldring 27. Unmittelbar angrenzend an Stuttgart größtes Naturschutzgebiet „Rotwildpark“ soll auf dem Campus ein großer Forschungsneubau entstehen. Rund zwanzig ökologisch wertvolle, alte Eichen – die ältesten darunter vermutlich über 300 Jahre alt – und rund 200 weitere Bäume werden nun geopfert, um 0,8 Hektar Fläche für diesen Neubau zu versiegeln.
Den Vorschlag von ROBIN WOOD, BUND, Extinction Rebellion, Fridays for Future und NABU, statt des Waldstücks einen Teil des zentralen Campus-Parkplatzes für den Neubau zu nutzen, lehnt die Universität als Bauherrin ab. Appelle an die Universitätsleitung, die eigenen Verlautbarungen zu Klimaschutz und nachhaltiger Mobilität ernstzunehmen und vor der Rodung noch einmal alle Optionen zu prüfen, blieben bislang ohne Wirkung.
„Naturdenkmalwürdige, steinalte Eichen aus der Zeit Schillers zu opfern widerspricht den Zielen des ansonsten sinnvollen Bauvorhabens“ rügt Wolf-Dietrich Paul vom BUND-Vorstand Stuttgart und der Stuttgarter NABU-Vorsitzende Hans-Peter Kleemann vom NABU ergänzt „Dieser Sündenfall entlarvt Hochschule und Lehrkörper hinsichtlich der Ernsthaftigkeit, Worten der Erkenntnisse bezüglich des Klimawandels auch Taten folgen zu lassen.“
"Als Aktivist und Student hier auf dem Campus macht es mich traurig zu sehen, wie sehr die eigenen Interessen hier vor das Wohl unserer Umwelt gestellt werden", sagt Dennis Landgraf von Fridays for Future Stuttgart.
„Es ist unglaublich, dass die Uni Stuttgart mitten in der Klimakrise ohne Not alten Waldbestand vernichtet und noch mehr Flächen versiegelt. Das steht in krassem Widerspruch zu den Klimazielen von Stadt und Land. Wir stellen uns gegen diese sinnlose Naturvernichtung, auch unter persönlichem Einsatz für die alten Eichen“, sagt Eberhard Linckh von ROBIN WOOD Stuttgart.
Zuvor hatte die Universität ihre Rodungspläne der Öffentlichkeit lange vorenthalten, sie waren erst durch ROBIN WOOD bekannt gemacht worden. Auch der Bezirksbeirat Stuttgart-Vaihingen zeigte sich verärgert, vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein.
Hintergrund:
Die Uni-Leitung will auf dem gerodeten Gelände einen Neubau für das Robotik-Labor LCRL (Large-Scale Construktion Robotics Laboratory) errichten. Das LCRL ist aktuell in Neustadt-Hohenacker, einem Vorort von Waiblingen, untergebracht. Geforscht werden soll im neuen Gebäude an Robotern und Baustoffen, die das Bauen effizienter und nachhaltiger machen sollen – ein Anspruch, der bereits bei der Errichtung des Gebäudes nicht eingelöst wird.
Kontakte:
- Eberhard Linckh, ROBIN WOOD Stuttgart, Tel. 0179-5236835
- Gerhard Pfeifer, BUND-Regionalverband Stuttgart, Tel. 0711-6197040
- Dennis Landgraf, Pressesprecher Fridays for Future Stuttgart, Tel. 0175-1231704
- Dr. Stefan Kress, NABU Stuttgart e.V., stefan.kress [at] nabu-stuttgart.de