Rückschlag im Kampf gegen Entwaldung
ROBIN WOOD kritisiert das Verzögern und Verwässern der EU-Entwaldungsverordnung
Der Anwendungsstart der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR) soll um ein Jahr aufgeschoben werden. Einen entsprechenden Änderungsantrag der EU-Kommission hat heute das EU-Parlament beschlossen.
„Mit der Verzögerung der EUDR nimmt die EU billigend in Kauf, dass die weltweite Entwaldung durch den Konsum von Produkten wie Kaffee, Kakao und Palmöl in der EU weiter voranschreiten kann. Pro Minute wird eine Waldfläche der Größe eines Fußballfeldes zerstört“, sagt Fenna Otten, ROBIN WOOD-Tropenwaldreferentin.
Die konservative EVP-Fraktion hatte vergangene Woche zudem 15 weitere Änderungsanträge eingereicht, die alle auf eine Abschwächung der Verordnung abzielten, etliche davon jedoch gestern Abend wieder zurückgezogen. Zugestimmt hat das EU-Parlament heute der Einführung einer „Null-Risiko-Kategorie“ für Länder, in denen es vermeintlich keine Entwaldung gibt. Damit wurde ein riesiges Schlupfloch geschaffen: Die Definition der Null-Risiko-Kategorie ist schwach. Für Produkte aus entsprechend eingestuften Ländern sind die Dokumentationspflichten unzureichend und die Kontrollquote der Unternehmen aus Produktion und Handel von 0,1 Prozent ist lächerlich gering.
„Das Parlament hat mit seiner Zustimmung die Verordnung auf den letzten Metern massiv geschwächt“, sagt Fenna Otten. „ROBIN WOOD und viele andere Umwelt- und Menschenrechtsorganisation haben weltweit für dieses Gesetz gekämpft, die Unterstützung aus der Zivilgesellschaft war enorm. Auch zahlreiche Unternehmen hatten sich gegen eine inhaltliche Abschwächung ausgesprochen. Es ist erschreckend, nun mitzuerleben, wie ein Gesetz, das bereits 2023 und mit sehr großer Mehrheit beschlossen worden war, innerhalb von wenigen Tagen so ausgehöhlt werden kann. Das heutige Votum war extrem knapp.“
Bereits auf der Klimakonferenz in Glasgow hatte sich die Weltgemeinschaft zum Ziel gesetzt, Entwaldung bis zum Jahr 2030 zu stoppen. Doch nun wird die Zeit immer knapper. Laut FRA 2020 (Forest Resource Assessment) beträgt der globale Waldverlust zehn Millionen Hektar pro Jahr! Deshalb fordert ROBIN WOOD von der Bundesregierung, sich im EU-Rat klar gegen das Verzögern und Aufweichen der EUDR zu positionieren.
ROBIN WOOD kämpft seit Jahrzehnten dafür, dass Unternehmen ihre Lieferketten entwaldungsfrei halten. Selbstverpflichtungen und Zertifizierungen konnten die Entwaldung nicht aufhalten. Deshalb stritt die Zivilgesellschaft seit einem Jahrzehnt für ein entsprechendes Lieferkettengesetz. Jetzt vergeht einmal mehr wertvolle Zeit, bevor es zur Anwendung kommt.
Kontakt:
- Fenna Otten, Tropenwaldreferentin, Tel. 0160 3441208, tropenwald@robinwood.de
- Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. 0171 8359515, presse@robinwood.de