Schweden soll keine hochwertigen Wälder mehr roden
FSC-Unternehmen aus Deutschland machen Druck auf Regierung und Wirtschaft in Schweden
In Schweden werden viele alte und artenreiche Wälder gefällt. VertreterInnen von 70 FSC-Unternehmen aus Deutschland und anderen großen Importländern fordern in einem offenen Brief von der schwedischen Regierung und FSC-zertifizierten Unternehmen dies zu stoppen und diese besonders wertvollen Wälder unter dauerhaften Schutz zu stellen. Initiiert haben den Brief die Umweltorganisationen Protect the Forest aus Schweden und ROBIN WOOD aus Deutschland. Schweden ist der drittgrößte Papier-, Zellstoff- und Holz-Exporteur der Welt und Deutschland einer der größten Importeure schwedischer Holzprodukte. Die unterzeichnenden Unternehmen warnen, dass sie den Handel mit schwedischen Holzprodukten überdenken würden, wenn es nicht zu einem wirksamen Schutz des Waldes kommt.
Der offene Brief ist an die schwedische Regierung, die schwedische Waldagentur (Swedish Forest Agency) und die FSC-zertifizierten Großunternehmen Sveaskog, Stora Enso und SCA gerichtet. Die unterzeichnenden Unternehmen aus Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland drücken darin ihre Sorgen bezüglich der Rodungen in schützenswerten schwedischen Wälder aus (HCVF - High Conservation Value Forest).
Bis heute befindet sich ein beträchtlicher Teil der letzten Wildnisgebiete Europas in Schweden. Das Land hat sich mit der Verabschiedung nationaler und der Anerkennung internationaler Umweltziele verpflichtet, die biologische Vielfalt zu erhalten. Doch es ist weit entfernt davon, diese Ziele zu erreichen. Das Forest Stewardship Council (FSC) ist ein weltweites Zertifizierungsschema für nachhaltige Forstwirtschaft. Nach dem nationalen FSC-Standard in Schweden sind biologisch hochwertige Wälder (HCVF) von forstwirtschaftlicher Nutzung ausgenommen. Dennoch werden auch von FSC-zertifizierten Unternehmen HCVF-Wälder kahlgeschlagen.
Die unterzeichnenden FSC-Unternehmen schreiben in dem offenen Brief: „Es ist nicht akzeptabel, dass die letzten alten Wälder, die in dieser Form einmalig und Teil der letzten Reste der Wildnis Europas sind nicht dauerhaft geschützt werden und unter dem Label des FSC gefällt werden. Dies schadet der Glaubwürdigkeit des FSC. Eine nachhaltige Forstwirtschaft darf biologische Vielfalt, Artenreichtum und natürliche Lebensräume nicht zerstören.“
VertreterInnen aus verschiedenen Branchen - von Druckereien, Verpackungsunternehmen und Recycling über Forstwirtschaft und Baugewerbe bis hin zur Innenarchitektur - haben den Brief unterschrieben.
„VerbraucherInnen wollen sich sicher sein, dass sie keine umweltschädlichen Produkte kaufen. Das FSC-Label in Deutschland fördert eine naturnahe Waldwirtschaft mit hohen Umweltstandards, während es in Schweden Kahlschläge unterstützt. Das ist extrem verwirrend für VerbraucherInnen und beschädigt die Gleichwertigkeit des FSC-Siegels in den verschiedenen Ländern und damit auch den Wettbewerb. Die Glaubwürdigkeit der gesamten schwedischen Forstwirtschaft und der FSC-Zertifizierung wird damit bedroht“, sagt Knut Sturm, Leiter im Lübecker Stadtwald.
Auch Jannis Pfendtner, Waldreferent bei Robin Wood, kritisiert den Raubbau an Schwedens Wildnis:
„Es ist sehr problematisch, dass einige schwedische Forstunternehmen sich als nachhaltig inszenieren, während sie in Wahrheit alte und artenreiche Wälder kahlschlagen. Wir verlieren noch mehr großartige europäische Wildnis und bekommen anschließend Industrieforste. Der Brief der deutschen FSC-Unternehmen schickt ein deutliches Signal nach Schweden: Schwedische Regierung und Forstwirtschaft müssen jetzt Verantwortung übernehmen.“
Die schwedische Waldschutz-NGO Protect the Forest hat den offenen Brief mit initiiert:
„Wir können es uns nicht leisten das letzte Erbe unserer alten Wälder in Schweden zu verlieren. Der Verlust an Artenvielfalt ist sehr kritisch, und wir sollten dringend wissenschaftlichen Naturschutz einbeziehen, nicht nur produktionsorientierte Methoden. Wir hoffen, dass dieser offene Brief ein Augenöffner für die Entscheidungsträger in der schwedischen Regierung, der schwedischen Waldagentur und der Forstwirtschaft sein wird. Alle Wälder mit hohem Schutzwert müssen dauerhaft sicher sein“, sagt David van der Spoel, Sprecher von Protect the Forest.
Für Rückfragen:
Jannis Pfendtner, Robin Wood-Waldreferent, +49 40 380 89 2-11, wald [at] robinwood.de
Dr. David van der Spoel, Sprecher von Protect the Forest and Biologie-Professor an der Uppsala Universität, Schweden, +46 70 315 70 44, david.vanderspoel [at] skyddaskogen.se
Dr. Stig-Olof Holm, Vorstandsmitglied von Protect the Forest und Universitätsdozent für Ökologie an der Umeå University, Schweden, +46 70 359 44 81, stigolofholm7 [at] gmail.com
Unternehmenskontakt (Deutschland):
Knut Sturm, Leiter im Stadtwald Lübeck, + 49 451 122 7711, knut.sturm [at] luebeck.de
Für Fragen zur Ore-Waldlandschaft (Sveaskog):
Sebastian Kirppu, Waldbiologe und Autor eines Berichtes über die Ore-Waldlandschaft, +46 70 308 19 84, sebastian.kirppu [at] gmail.com
Bengt Oldhammer, Waldexperte und Autor des Berichtes über die Ore-Waldlandschaft, +46 70 334 33 82, bengt.oldhammer [at] telia.com
Für Fragen zum Wald in Messlingen (Stora Enso):
Kristina Bäck, Sprecherin von Protect the Forest, +46 70 443 28 19, kristina.back [at] skyddaskogen.se