Solarstrom statt Warten!

ROBIN WOOD Bremen formuliert konkrete Schritte für die Energiewende / Offener Brief an Politiker*innen aus Bremen

06. August 2019
Energie
ROBIN WOOD Bremen
Pressemitteilung

Der Klimawandel macht ebenso wenig Sommerpause wie die Schüler*innenbewegung "Fridays for Future". Was im Land Bremen in der beginnenden Legislaturperiode hinsichtlich klimafreundlicher Stromerzeugung konkret getan werden muss und auch getan werden kann, formuliert ROBIN WOOD Bremen zur Unterstützung der Klimabewegung in einem Offenen Brief. Den haben Aktive der Umweltorganisation heute an die Fraktionsspitzen, Energie-Sprecher*innen sowie Bundestagsabgeordnete der Parteien in Bremen geschickt. Darin konfrontieren sie die Politker*innen mit konkreten Maßnahmen zur Umsetzung der Energiewende und bitten sie um Stellungnahme.

Den Offenen Brief im Wortlaut finden Sie hier: 

Offener Brief aus Bremen an die Politik im Bundesland und im Bund nach dem Motto „Taten statt Warten – KLIMASCHUTZ JETZT!“



Die Bewegung „Fridays for Future“ fordert mit Recht jede Woche effektives und schnelles Handeln zum Klimaschutz – das möchten wir hier ausdrücklich mit unterstützen und ein paar konkrete und konstruktive Hinweise geben, wie das aussehen sollte:

Als der Autor vor 21 Jahren die ersten Solarmodule auf sein Hausdach schraubte, wurde er verständlicherweise mehrheitlich belächelt. Denn Solarstrom war damals  fünf bis zehn Mal teurer als der Haushaltskundenpreis und der Anteil an der bundesdeutschen Erzeugung verschwindend gering.

Da es außer der Sonne kaum natürliche Energiequellen gibt, erschien ihm der direkte Weg, Strom mittels Solarzellen zu erzeugen, als der beste: Sie arbeiten weitestgehend emissionsfrei und die Sonne strahlt um Größenordnungen mehr Energie auf die Erde, als wir Menschen heute verbrauchen und verschwenden!

Außerdem lässt sich Solarstrom in kleinsten Einheiten mit ähnlich gutem Wirkungsgrad erzeugen wie in solaren Großkraftwerken: Er ist damit ideal für eine dezentrale Energiewende in Bürgerhand!

Selbst in einem dicht besiedelten Stadtstaat wie Bremen kommt am Boden im Jahr etwa 50 Mal so viel Sonnenenergie an, wie die swb-Gruppe 2017 in ihren größtenteils fossilen Kraftwerken erzeugt hat.  Bei  etwa 20 Prozent Wirkungsgrad von aktuellen Solarzellen ließe sich in Bremen also etwa 10 Mal so viel Strom solar erzeugen (120 kWh/m²a * 325,4 km² Fläche).

Alleine von den Dächern, die im https://solarkataster-bremen.de/ erfasst und bewertet sind, summiert sich die mögliche solare Erzeugungsleistung auf 900 bis 1700 Megawatt (MWp). Beim regional üblichen Solarstromertrag von ca. 800kW/kWp (entspricht 800.000kWh/MWp) ergäben sich damit etwa 720 bis 1360 Millionen Kilowattstunden (kWh). Das entspricht immerhin 18–35 Prozent  der Stromerzeugung der swb-Gruppe von ca. 3897 (swb-Geschäftsbericht 2017, S.5) Millionen Kilowattstunden im Jahr 2017.  Bei deutlicher Erhöhung der Energieeffizienz sind auch 50 Prozent und mehr erreichbar!

Was davon wirtschaftlich nutzbar ist, hängt von den politischen Randbedingungen ab. Diese wurden in den letzten Jahren von der Bundesregierung bewusst so verschlechtert, dass der Solarboom abrupt gestoppt wurde. Nebenbei wurden etwa 80.000 (pvmagazine.de, Stand 19.9.2017) Arbeitsplätze in der Solarstrombranche vernichtet – ohne jede Entschädigung!

Dabei war die Solarindustrie auf einem guten Weg. Die hauptsächlich von privaten Stromkunden bezahlte EEG-Umlage hat dafür gesorgt, dass sich der Industriezweig rasant entwickelt hat und die Gestehungskosten der Solarstromerzeugung mittlerweile auf etwa ein Drittel bis zur Hälfte des Privatkundenstrompreises reduziert wurden.

Statt einer weiteren finanziellen Förderung müssen wir nur Steuern, Abgaben und sonstige Hürden der Eigen- und Mieterstromnutzung abschaffen!

Zur optimalen Nutzung des Solarstroms muss außerdem die Einführung von Stromspeichern auf allen Ebenen des Stromnetzes unterstützt werden. Dazu hat der Solarenergie-Förderverein sein Konzept „Markteinführung für Speicher mit einem neuen Speichermarkt-Design (SFV-SMARD)“ vorgestellt, auf das ich an dieser Stelle ausdrücklich verweise.

Konkret ist also mindestens Folgendes zu tun:
+ Belastung der fossilen Energieerzeugung durch Steuern und/oder Abgaben mit den Folgekosten, die ihre Verbrennung nach sich zieht
+ Einstellung jeglicher Förderung für Atomenergienutzung und Kernfusionsforschung
+ Eigenverbrauch von Strom, der keine öffentlichen Netze nutzt, von jeglichen Steuern und Abgaben befreien
+ Kleinstkraftwerke, die einschlägigen Vorschriften der elektrischen Sicherheit entsprechen, ansonsten bedingungslos zulassen
+ Einspeisung von Solar- und Windstrom bedingungslos privilegieren und stattdessen fossile Kraftwerke zurück fahren
+ Markteinführung für Stromspeicher  (s.o.)

Bitte halten Sie uns auf dem Laufenden, was Sie unternehmen, diese Forderungen umzusetzen und gegebenenfalls auch, wo Sie unüberwindliche Hindernisse sehen.    

Die Naturgesetze, nach denen sich das Klima erwärmt können wir nicht ändern, aber die von Menschen gemachten Gesetze und Verordnungen, die einen schnellen und wirksamen Klimaschutz verhindern!

Dieser Brief bezieht sich zwar auf die Situation in Bremen, die anderen Ballungsräume haben aber ähnliche Probleme und da die daraus resultierenden Maßnahmen größtenteils Bundesrecht betreffen, richtet sich das Schreiben ausdrücklich an alle Landes- und Bundespolitiker*innen!

Robin Wood-Regionalgruppe Bremen

Kontakt:           
Werner Behrendtbremen [at] robinwood.de
Mobil: 0152 0791 0880